Pressemitteilung upm

Neue Qualifizierungsmaßnahme

WWU und Land bilden Lehrer zu "Experten individueller Förderung" aus

Münster (upm), 15. Januar 2010

Gemeinsam für individuelle Förderung: Wolfgang Koch (NRW-Schulministerium), Ingrid Pieper - von Heiden (Stiftung Bildung zur Förderung Hochbegabter), Prorektorin Dr. Marianne Ravenstein und Prof. Dr. Christian Fischer (von links nach rechts)
Gemeinsam für individuelle Förderung: Wolfgang Koch (NRW-Schulministerium), Ingrid Pieper - von Heiden (Stiftung Bildung zur Förderung Hochbegabter), Prorektorin Dr. Marianne Ravenstein und Prof. Dr. Christian Fischer (von links nach rechts) Foto: WWU - Grewer

„Jeder junge Mensch hat ohne Rücksicht auf seine wirtschaftliche Lage und Herkunft und sein Geschlecht ein Recht auf schulische Bildung, Erziehung und individuelle Förderung", heißt es im Schulgesetz NRW. Damit dieses Recht nicht nur auf dem Papier besteht, wollen die Universität Münster und das Land Nordrhein-Westfalen die individuelle Förderung von Schülerinnen und Schülern in NRW stärken. WWU und Land bieten daher nun gemeinsam erstmals eine am Landeskompetenzzentrum für Individuelle Förderung NRW (lif) entwickelte Qualifizierungsmaßnahme für Lehrkräfte an.

Die Qualifizierungsmaßnahme schließt mit dem Titel "Experte Individueller Förderung" ab. Die so zertifizierten Lehrer sollen die individuelle Förderung an ihren Schulen voranbringen, damit die Vorgabe des Schulgesetzes verwirklicht wird. Ermöglicht wird der Pilotkurs durch die finanzielle Unterstützung der Stiftung Bildung zur Förderung Hochbegabter.

Die Anbieter sehen einen Nachholbedarf, was die individuelle Förderung von Schülern angeht. Dies fängt bereits beim ersten Schritt, der Diagnostik, an. „Die PISA-Daten sagen uns zum Beispiel, dass Lehrer schwache Leseleistungen oft nicht erkennen", sagt Prof. Dr. Christian Fischer, Wissenschaftlicher Leiter des lif. „Die Frage nach pädagogischer Diagnostik und individueller Förderung kam zumindest in der Vergangenheit in der Lehrerbildung häufig zu kurz. Lehrer wurden als Experten für den Unterricht betrachtet. Testverfahren zur Erkennung individuellen Förderbedarfs sind für sie häufig ein Buch mit sieben Siegeln." Als zweite „Baustelle" sind didaktische Methoden der individuellen Förderung Thema der Fortbildung. „Wir wollen die Lehrerrolle erweitern - vom einseitigen Wissensvermittler zum vielseitigen Lernberater, der auch alternative Unterrichtsmethoden einsetzt. Ein Beispiel ist das Prinzip ‚Schüler helfen Schülern'", so Prof. Fischer.

Bei der Konzeption des Kurses konnten die Münsteraner auf umfangreiche Erfahrung im Bereich der Lehrerweiterbildung zurückgreifen: Bereits seit dem Jahr 2001 bietet die WWU gemeinsam mit der Universität Nijmegen am Internationalen Centrum für Begabungsforschung (ICBF) eine Zusatzausbildung für Lehrer im Bereich Begabtenförderung an. „Der neue Kurs knüpft hier an, ist aber deutlich breiter ausgerichtet. Er soll die gesamte Bandbreite aller Schüler abdecken, von begabten Kindern bis hin zu Kindern mit Lernschwierigkeiten", so Prof. Fischer, der auch als Geschäftsführer des ICBF tätig war.

Das Angebot richtet sich im ersten Durchgang zunächst an Lehrkräfte sogenannter Stützpunktschulen in NRW, die mit dem Gütesiegel für individuelle Förderung ausgezeichnet wurden. Die Kursteilnehmer erwerben in vier anderthalbtägigen Theorie- sowie in zwei Praxismodulen grundlegende Kompetenzen zur individuellen Förderung von Schülern in den Bereichen Lernschwierigkeiten, Individuelle Begabung und Hochbegabung, Frühförderung, Schulmüdigkeit, Förderung bei Migrationshintergrund, Jungen- und Mädchenförderung. Als Kursleiter sind Referenten aus ganz Deutschland mit herausragender Expertise in den jeweiligen Fachgebieten an Bord.

lif NRW (Kontakt)