Pressemitteilung upm

Wasserstoff aus dem Reagenzglas

Forschergruppe nutzt Wasserstofffabrik der Grünalge

Münster (upm), 14. Januar 2010

Zu Forschungszwecken wachsen grüne Mikroalgen im Labor in Glaskolben.
Zu Forschungszwecken wachsen grüne Mikroalgen im Labor in Glaskolben. Foto: WWU - Grewer

Wasserstoff gilt als Energieträger der Zukunft: Ohne Ausstoß von Kohlenstoffdioxid und Schadstoffen lässt sich daraus Strom gewinnen. Die umweltfreundliche Herstellung ausreichender Mengen Wasserstoffs beschäftigt daher die Forschung seit langem. Als mikroskopisch kleine Fabrik steht dabei die Grünalge Chlamydomonas reinhardtii im Mittelpunkt, die unter Stress Wasserstoff bilden kann. Biologen ist es jetzt gelungen, die dafür verantwortlichen Bestandteile der Alge zu isolieren und die Produktion ins Reagenzglas zu verlegen. An der Studie, die unter Federführung Bochumer Wissenschaftler durchgeführt wurde, waren auch münstersche Forscher beteiligt.

„Das Besondere ist, dass es uns gelungen ist, den natürlichen Elektronentransportweg im Reagenzglas nachzubilden", so Prof. Dr. Michael Hippler vom Institut für Biochemie und Biotechnologie der Pflanzen der WWU. Arbeitsgruppenleiter Prof. Dr. Thomas Happe von der Universität Bochum sagt: „Dieses natürliche System erzeugt sechsmal so viel Wasserstoff wie ein halb-artifizielles, über das amerikanische Kollegen erst kürzlich berichtet haben."

Für die Grünalge ist die Wasserstoffproduktion eine Notlösung. Während sie die durch die Photosynthese gewonnene Energie unter normalen Bedingungen in Zellvermehrung und Wachstum investiert, fehlen ihr dafür bei Nährstoffmangel die Bausteine. Um die bei der Photosynthese aus Lichtenergie gewonnenen Elektronen trotzdem loszuwerden, setzt die Alge sie mit Hilfe eines speziellen Enzyms, der Hydrogenase, mit Protonen zu Wasserstoff um, den sie an ihre Umgebung abgibt. Die Forschergruppe hat diese Reaktion im Detail aufgeklärt und so den Weg zur Optimierung der Wasserstoffausbeute geebnet.

Literatur