Pressemitteilung upm

Die Aktualität des Mittelalters

Neu an der Universität Münster: Der Germanist Prof. Bruno Quast

Münster (upm), 01. März 2010

Prof. Dr. Bruno Quast
Prof. Dr. Bruno Quast Foto: WWU/Peter Sauer

Prof. Dr. Bruno Quast ist seit dem Wintersemester neuer Professor für Deutsche Philologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität. Sein Schwerpunkt ist die Literatur des Mittelalters. In der Forschung beschäftigt er sich vor allem mit der Romanliteratur des 12., 13. und 14. Jahrhunderts, also unter anderem mit den Werken von Hartmann von Aue, Wolfram von Eschenbach und Gottfried von Straßburg. Sein Projekt "Die Religion des höfischen Romans" ist Teil des Exzellenz-Clusters "Religion und Politik".

Ein weiterer Forschungsschwerpunkt ist die Literarisierung ritueller Texte. Rituale waren im allgemeinen Leben der Vormoderne viel stärker präsent, als das heute der Fall ist. Eidesformeln, Formeln in liturgischen Texten oder Beschwörungsformeln etwa zur Teufelsaustreibung wurden von der Literatur des Mittelalters spielerisch aufgegriffen. So wollte die literarische Gattung der Narrenbeschwörungen um 1500 den Menschen ihre „Narrheiten" austreiben, also ihr ungebührliches Verhalten ausmerzen, beispielsweise eine zu übermäßige Neugier.

Bruno Quast untersucht darüber hinaus Fragestellungen der Historischen Anthropologie. Er geht im Spiegel der Literatur den sich verändernden Ausdrucksgestalten von Emotionen nach, beobachtet, wie sich der Umgang mit Liebe und Sexualität, mit Tod und Sterben im Laufe der Zeit verändert.

Ein weiteres Arbeitsfeld stellt die historische Erzähltheorie dar. Dabei geht es um den Aufbau der Texte, um die Figur des Erzählers, um die Gestaltung von Raum und Zeit in literarischen Texten. Sein narratologisches Interesse schließt eine Analyse des Mittelalters im modernen Film, vom hollywoodesken "Excalibur" bis zum französischen Autorenkino eines Bertrand Tavernier ("La Passion Béatrice"), Robert Bresson ("Lancelot du Lac") oder des jüngst verstorbenen Eric Rohmer ("Perceval"), mit ein.

In der Lehre deckt Bruno Quast das gesamte Mittelalter ab und setzt auf einen besonders forschungsnahen Unterricht. Auch Interdisziplinarität ist ihm sehr wichtig. „Alte Texte werden einfach zu sehr unterschätzt. Man kann sie genau so gut nach modernen Fragestellungen interpretieren wie zeitgenössische Texte." Das fördere spannende Ergebnisse zutage, etwa wenn es um Geschlechterrollen und Raumstrukturen gehe.

Bruno Quast nahm den Ruf aus Münster gerne an, da die Mediävistik hier auf eine große Tradition zurückblicken könne. In den 1980er Jahren war Bruno Quast das letzte Mal in Münster, damals noch als Student. "Gerade die Germanistik hat sich strukturell verbessert durch die Zusammenziehung der lange getrennten Abteilungen im Stein-Haus am Hindenburgplatz."

In seiner Freizeit hört Quast am liebsten Barockmusik und Jazz. Der Filmliebhaber schätzt die Filme eines Woody Allen, Christian Petzold oder Michael Haneke. Auch die Literatur der amerikanischen Pulitzerpreisträgerin Jhumpa Lahiri, des Nobelpreisträgers J.M. Coetzee sowie die Ruhrgebiets- und Berliner Romane von Ralf Rothmann haben es ihm angetan.

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