Pressemitteilung upm

800.000 Euro für münstersche Geisteswissenschaftler

Volkswagen-Stiftung fördert Grundlagenprojekte

Münster (upm), 24. Juni 2010

Dr. Sigrid Köhler
Dr. Sigrid Köhler Foto: WWU
Prof. Dr. Christian Grethlein
Prof. Dr. Christian Grethlein Foto: WWU
Prof. Dr. Thomas Leinkauf
Prof. Dr. Thomas Leinkauf Foto: WWU

Insgesamt 800.000 Euro erhalten Geisteswissenschaftler der Universität Münster von der Volkswagen-Stiftung. Die Germanistin Dr. Sigrid Köhler kann mit 400.000 Euro über den Zeitraum von fünf Jahren eine eigene Forschungsgruppe zum Thema "Strategien und Verrechtlichung in der Moderne" aufbauen. Der evangelische Theologe Prof. Dr. Christian Grethlein erhält für ein "Opus magnum" zur "Theorie der Kommunikation des Evangeliums in der Gegenwart" ebenso 200.000 Euro wie der Philosoph Prof. Dr. Thomas Leinkauf für die "Philosophie des Humanismus und der Renaissance".

Das interdisziplinäre Projekt "Homo contractualis" von Sigrid Köhler ist im Forschungsfeld von "Recht und Literatur" angesiedelt. Obwohl der privatrechtliche Vertrag in den Rechtswissenschaften als eine der zentralen Errungenschaft der Moderne gilt, gibt es jedoch keine größere kulturwissenschaftliche Studie zum Vertrag. Das Projekt will diese Lücke füllen. Zudem soll das Privatrecht als spezifische und neue Perspektive profiliert werden, um zu zeigen, wie weit Verrechtlichungsprozesse in der Moderne in das Subjekt hineinreichen und dieses auch im Privaten bestimmen. Sigrid Köhler geht davon aus, dass der Vertrag eine wesentliche Figur für die Selbstbeschreibung des modernen Menschen ist und diesen in seinem Selbstverständnis mit bestimmt.

Das Projekt von Christian Grethlein will die pastoraltheologische und kirchentheoretische Einengung früherer Praktischer Theologie überwinden, dabei aber auch eine Auflösung in eine theologisch unterbestimmte allgemeine Kulturtheorie vermeiden. Demgegenüber entwirft Christian Grethlein Praktische Theologie als eine Theorie der Kommunikation des Evangeliums in der Gegenwart. Dabei dient "Kommunikation des Evangeliums" als konzeptioneller Rahmen zur Integration theologischer und kommunikationswissenschaftlicher Fragestellungen und Einsichten. So will er wichtige Probleme der Theoriegeschichte der Praktischen Theologie lösen und Impulse für eine Verbesserung der Kommunikationsprozesse geben.

Der Humanismus und die Renaisance sind zwar von vielen Wissenschaften grundlegend beleuchtet worden, eine grundlegende Darstellung der Philosophie steht aber noch aus. Die will Thomas Leinkauf innerhalb der im Beck-Verlag erscheinenden Reihe "Geschichte der Philosophie" verwirklichen. Dabei richtet er sein Augenmerk nicht nur auf die philosphischen Theorien an sich, sondern auch auf Religion und mentale Sozialisation, die diese Philosophien bedingen. Zu kurz kommen sollen auch nicht neben den großen und wirkungsgeschichtlich mächtigen Ansätzen die so genannten Kleinmeister, die in den Augen von Thomas Leinkauf eine produktive Ergänzung sein können.

Insgesamt stellt die Volkswagen-Stiftung im Rahmen der Initiative "Pro Geisteswissenschaften" 4,25 Millionen Euro für 16 Projekte zur Verfügung. Nachwuchswissenschaftler erhalten ein "Dilthey-Fellowship" zum Aufbau einer eigenen Forschergruppe, erfahrene Wissenschaftler können sich von dem Geld vertreten lassen, um sich ganz einem Forschungsgebiet zu widmen. An der Universität Münster gab es bislang zwei Stipendiaten eines "Opus magnum", den Philosophen Prof. Dr. Kurt Bayertz und den Kunstgeschichtler Prof. Dr. Joachim Poeschke.

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