Pressemitteilung upm

Schwitzen für das Studium

Wie sich über 400 Bewerber durch den Eignungstest der Sportwissenschaft kämpfen

Münster (upm), 24. Juni 2010

Das Kugelstoßen ist eine Disziplin der Teilprüfung "Leichtathletik" - viel Kraft, aber auch Technik ist gefordert.
Das Kugelstoßen ist eine Disziplin der Teilprüfung "Leichtathletik" - viel Kraft, aber auch Technik ist gefordert. Foto: WWU - Nils Eden
Das Turnen gilt bei vielen Bewerbern - besonders den männlichen -  als Wackeldisziplin. Tatsächlich scheitern nur acht Prozent an Barren, Reck und Co.
Das Turnen gilt bei vielen Bewerbern - besonders den männlichen - als Wackeldisziplin. Tatsächlich scheitern nur acht Prozent an Barren, Reck und Co. Foto: WWU - Nils Eden
Die letzten Kräfte freimachen für den Lauf über 2000 Meter. Die Wärme verbunden mit der großen Anstrengung sorgte bei dem ein oder anderen Teilnehmer für Kreislaufprobleme.
Die letzten Kräfte freimachen für den Lauf über 2000 Meter. Die Wärme verbunden mit der großen Anstrengung sorgte bei dem ein oder anderen Teilnehmer für Kreislaufprobleme. Foto: WWU - Nils Eden

"Wenn ihr wollt, könnt ihr euch jetzt warm machen", ruft Dr. Kai Reinhart der Gruppe auf dem Sportplatz zu, "falls ihr das überhaupt noch braucht!" Denn: Es ist heiß, die Sonne scheint schon seit dem frühen Morgen vom blauen Himmel, als die jungen Leute, die allesamt Sport studieren möchten, am Horstmarer Landweg zum Eignungstest des Instituts für Sportwissenschaft (IfS) angetreten sind. Rund 400 Bewerber warten auf das Startsignal. Einige Minuten später, an der dritten Station, der Ballspielprüfung, haben sich die Reihen der Gruppe A deutlich gelichtet. Ein Spiel auf kleine Tore steht an, ein blondes Mädchen im gelben Borussia-Dortmund-Trikot gemeinsam mit dem jungen Mann im Schalke-Dress. Heute geht das, denn alle haben ein Ziel: die vier Teilprüfungen "Leichtathletik", "Schwimmen", "Ballspiele" und "Turnen" erfolgreich zu meistern und sich damit für ein Sportstudium bewerben zu können.

"Schön gespielt", „komm, weiter!" oder "guter Pass" schallt es über den Sportplatz. Die Bewerber, viele haben gerade ihr Abitur gebaut, feuern sie sich gegenseitig an, auch wenn sie sich erst wenige Stunden kennen. Man sitzt im selben Boot. Ob es nun ein Fehlpass, ein Tor, ein erfolgreich abgewehrter Angriff war, immer wieder werfen die Spielerinnen und Spieler bange Blicke zur Holzbank am anderen Ende des Platzes, wo die Prüfer sitzen und sich Notizen machen. "Ob er meinen Trick wohl gesehen hat", scheint sich ein Probant zu fragen, andere hoffen, dass ihr Stellungsfehler unter den Tisch fällt. Am Ende bekommen fast alle ihr Häkchen, durchgeschwitzt und mit hochroten Köpfen. Nur Max hat es nicht geschafft. Verlegen wischt er sich den Schweiß von der Stirn: "Gerade beim Fußball hätte ich das nicht erwartet, ich spiele regelmäßig mit Kumpels in der Halle. Da sind die Laufwege klar und alles", sagt er verzweifelt. Doch schnell kehrt sein Optimismus zurück, er habe sich auch in Dortmund für die Aufnahmeprüfung beworben: "Neues Spiel, neues Glück!"

Vom Fußballfeld geht es weiter in die Turnhalle. Für diese Gruppe steht als letztes das Turnen auf dem Programm. Eine Wackeldisziplin für viele - vor allem bei den Männern macht sich ein ungutes Gefühl breit. "Ich habe abends auf dem Spielplatz geübt, wenn alle Kinder weg waren. Aber das ist etwas ganz anderes als hier", mutmaßt ein Bewerber, der ein Deutschlandtrikot trägt. Seine Hände sind schwitzig, als er durch die Halle zum Reck geht - einen Aufschwung und Umschwung rückwärts, einen Niedersprung und Unterschwung später hat er es geschafft. Strahlend geht er zurück zu seiner Gruppe: "So schlimm war das gar nicht." Tatsächlich fallen beim Turnen, genauso wie beim Schwimmen nur acht Prozent der Bewerber durch. Die Leichtathletik ist mit einer Durchfallquote von 22 Prozent aber der wahre Stolperstein.

Die Gruppe B hat das zweifelhafte Vergnügen, diese Hürde als letztes nehmen zu müssen. Rote Gesichter und müde Augen schon am Start des abschließenden 3000 Meterlaufs der Männer. Den Willen, auch diese Prüfung zu bestehen, strahlt hier jedoch jeder noch genauso wie am Morgen aus. Der Startschuss fällt, und sofort gibt es Unterstützung vom Rasen neben der Aschebahn. Viele Bewerber, die noch auf ihre Prüfung warten oder bereits fertig sind, aber auch Studierende der Sportwissenschaft und vor allem Fachschaftsmitglieder, die maßgeblich an der Organisation und Durchführung des Tages beteiligt waren, feuern die Läufer an. "Geh nicht zu schnell an", "wenn du das Tempo hältst, schaffst du es locker" und "zieh durch" lauten die gut gemeinten Ratschläge. Ob sie davon viel mitbekommen haben, ist fraglich. "Von den letzten Metern weiß ich kaum mehr etwas, da wollte ich einfach nur noch ins Ziel", berichtet einer der Läufer. Der Schweiß läuft ihm über das Gesicht, sein Knie ist blutrot. Das sei beim Fußball passiert, erzählt er. Alles egal, er hat bestanden und damit die Berechtigung, sich für ein Sportstudium zu bewerben. So auch viele andere, für die die Eignungsprüfung ein voller Erfolg war: Nur rund 30 Prozent sind an diesem Tag durchgefallen. "Erfahrungsgemäß sind es über 40 Prozent", weiß Andreas Klose, wissenschaftlicher Angestellter am IfS. Nicht nur deshalb ist auch er hochzufrieden mit der Eignungsprüfung: "Wir hatten schönes Wetter, organisatorisch hat alles wunderbar funktioniert, und es gab keine schwereren Verletzungen."