Pressemitteilung upm

Geschichte des Gymnasialunterrichts

Untersucht werden Schulen in Münster, Soest und Steinfurt

Münster (upm), 06. Januar 2004

Die Anfänge und Grundlagen der modernen Pädagogik im 17. Jahrhundert werden am Institut für Schulpädagogik und Allgemeine Didaktik der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierten Forschungsprojekts untersucht. Zu diesem Zweck werden drei westfälische Gymnasien genauer betrachtet, darunter das Münsteraner Gymnasium Paulinum. Die Lehr- und Lerngeschichte dieser Schule ist, was den fraglichen Untersuchungszeitraum betrifft, noch kaum erforscht.

Neben dem katholischen Gymnasiums Paulinum wird die Lehr- und Lerngestalt des lutherischen Archigymnasiums in Soest und des calvinistischen Arnoldinums in Steinfurt konfessionell vergleichend untersucht. Die bislang in der Forschung zumeist vertretene Auffassung, die humanistische Bildungsvorstellung mit ihrer Wertschätzung des Rhetorischen und der praktisch-politischen Lebensführung habe sich in dem ganzen Untersuchungszeitraum durchgehalten, wird von den Projektleitern Prof. Dr. Stephanie Hellekamps (Universität Münster) und Privatdozent Dr. Hans-Ulrich Musolff (Universität Bielefeld) bestritten. Den Anstoß dazu gab die neuere These von der Wiederkehr der Metaphysik.

Demgemäss soll in dem Projekt erwiesen werden, dass die theoretischen Lehr- und Lerninhalte wiederkehren: Logik, Physik, Metaphysik. Es wird gefragt, inwiefern diesen Inhalten eine allgemeinbildende Bedeutung zukommt. Konfessionsspezifische und konfessionsübergreifende Gewichtungen werden bestimmt. Um sich der Schülerperspektive und dem wirklichen Lernen anzunähern, soll insbesondere die Quellengattung der gedruckten "Theses" systematisch erschlossen werden. Die öffentliche Disputation solcher Thesen durch "Respondenten" (ein oder mehrere Schüler) unter dem Vorsitz eines "Praeses" (zumeist der Lehrer der entsprechenden Klasse) stellte einen wichtigen Bestandteil des Unterrichts dar. Die Forscher berücksichtigen bei ihrer Interpretation auch die nachgewiesenen einschlägigen Buchbestände der jeweiligen Schulbibliotheken. In sozialgeschichtlicher Perspektive werden auch Biographien der an den Disputationen beteiligten Schüler und Lehrer der drei Gymnasien rekonstruiert.

Institut für Schulpädagogik und Allgemeine Didaktik