Pressemitteilung upm

In vielen Kulturen zu Hause

Ehrendoktor für Prof. Dr. Gualtiero Calboni aus Bologna

Münster (upm), 30. Januar 2004

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Prof. Dr. Gualtiero Calboli
Foto: Privat   

Schon früh knüpfte Prof. Dr. Gualtiero Calboli an den europäischen Wissenschaftsnetzen mit. So schuf der italienische Sprach- und Literaturwissenschaftler einen Verbund zwischen den Universitäten Bologna, Louvain-La Neuve, Oviedo, Lyon und Münster, wo vor allem die Studierenden des Instituts für Altertumskunde vom Austausch profitierten. Seit 1992 lehrt Prof. Calboli als Gastprofessor regelmäßig in Münster. Für seine Verdienste als Wissenschaftler und Wissenschaftsorganisator wurde er am Freitag, 30. Januar 2004, von der Philosophischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität in der Aula des Schlosses zu Münster mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet.

Gualtiero Calboli wurde 1932 in Bologna geboren. In seiner Heimat studierte er Klassische Philologie, wurde dort Assistent, legte die Pädagogische Prüfung ab und unterrichtete von 1959 bis 1961 am Liceo Evangelista Torricelli in Faenza. Nach der Verwaltung einer Assistentenstelle an der Universität Tübingen bekleidete er verschiedene Posten in Bologna, bevor er dort 1996 an der Fakultät für Literaturwissenschaft und Philosophie einen Lehrstuhl erhielt.

Sein wissenschaftliches Werk, das Prof. Dr. Wolfgang Lebek von der Universität zu Köln in einer Laudatio würdigte, zeichnet sich durch eine große Fülle und Vielseitigkeit aus. Außer in seiner Muttersprache publiziert der Italiener auch auf Englisch, Französisch, Deutsch und sogar auf Latein. Seine zahlreichen Rezensionen gelten in der Mehrzahl englischen, französischen und deutschen Standardwerken zur lateinischen Grammatik und Stilistik.

Insgesamt zeichnet sich Calbolis Werk durch die Verbindung von Linguistik und Literaturwissenschaft aus, die auch in der Klassischen Philologie selten geworden ist. Auf der Seite der Grammatik interessieren ihn Fragen der Morphologie und der Syntax. Dabei bezieht er auch das Vulgärlatein und die Rechtssprache sowie die griechische Grammatik mit ein. Die Brücke zur Literaturwissenschaft bildet die Rhetorik, insbesondere die Stilistik, der nicht wenige seiner Aufsätze gelten.

Einzelstudien von Prof. Calboli gelten unter anderem den Autoren Terenz, Cato, Varro, Cicero, Lucrez, Horaz, Plinius dem Jüngeren, Tacitus und Ammianus Marcellinus. Höhepunkte bilden seine kommentierten Ausgaben mit Übersetzung der Cato-Rede "Pro Rhodiensibus" und der "Rhetorica ad Herennium", für die er als international bekannter Fachmann gilt. Auch eine italienische Grammatik hat er mitverfasst.

Darüber hinaus hat sich Prof. Calboli als Wissenschaftsorganisator verdient gemacht. Von 1973 bis 1982 leitete er in Bologna als Direktor das Institut für Klassische und mittelalterliche Philologie, von 1982 bis 2000 den gleichnamigen Fachbereich. Dabei baute er sowohl die Bibliothek - teilweise nach münsterschem Vorbild - als auch das Datennetz aus. Er gab Tagungsbände heraus und organisierte 2003 den Internationalen Linguistenkongress in Bologna. Seit 1992 lehrt er regelmäßig am Institut für Altertumskunde in Münster in hervorragendem Deutsch. Der Studierendenaustausch funktioniert in beiden Richtungen reibungslos.

Die Ehrenpromotion stand im Mittelpunkt einer Promotionsfeier der Philosophischen Fakultät der Universität Münster, bei der Fakultätsdekan Prof. Dr. Tomas Tomasek am Freitagvormittag insgesamt 65 jungen Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern ihre Doktorurkunden überreichte.

Institut für Klassische Philologie