Pressemitteilung upm

Schwangerschaftsvergiftung auf der Spur

Förderverein unterstützt Gestose-Forschung an der Frauenklinik des UKM

Münster (upm), 19. Februar 2004

[Gestose]
Was paasiert auf zellulärer Ebene? Dr. Anne Klemt und PD Dr. Walter Klockenbusch von der Forschungsgruppe Gestose fahnden nach den Ursachen einer Schwangerschaftsvergiftung.
Foto: Reising   

Drei bis vier Prozent aller Frauen erkranken im Laufe ihrer Schwangerschaft an einer Gestose. Die Vorfreude aufs Baby weicht bei dieser gemeinhin auch als Schwangerschaftsvergiftung und in Fachkreisen als Präeklampsie bekannten Erkrankung großer Sorge um Gesundheit und Überleben von Mutter und Kind. Die genauen Ursachen dieser wichtigsten Schwangerschaftskomplikation, die in der westlichen Welt an erster bis zweiter Stelle der mütterlichen Todesursachen steht, liegen nach wie vor im Dunkeln. An der Frauenklinik des Universitätsklinikums Münster (UKM) stellen die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Gestose und die Behandlung betroffener Patientinnen einen besonderen Schwerpunkt dar. Ziel ist es, durch ein besseres Verständnis der Vorgänge auf zellulärer Ebene die Erkrankung künftig früher zu erkennen und gezielt zu behandeln. Um die vielversprechenden Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet finanziell zu unterstützen und dadurch nachdrücklich voranzutreiben, wurde jetzt ein einschlägiger Förderverein gegründet.

Mitglieder dieses "Vereins zur Förderung der Forschung auf dem Gebiet der Gestosen an der Universitäts-Frauenklinik Münster" sind Wissenschaftler der Frauenklinik und anderer Fachdisziplinen sowie die Gestose-Selbsthilfegruppe. Unter der Leitung von Privatdozent Dr. Walter Klockenbusch, verantwortlicher Oberarzt des Bereichs Geburtshilfe, wurde inzwischen bereits eine neue sechsköpfige Forschungsgruppe Gestose an der Frauenklinik des UKM aufgebaut, die laut Klockenbusch einen weltweit innovativen Ansatz verfolgt. Im Gegensatz zum bisherigen ärztlichen Vorgehen bei dieser Erkrankung, das sich im Wesentlichen auf eine Behandlung der Symptome, wie vor allem des typischen Bluthochdrucks, konzentrierte, setzen die Wissenschaftler in Münster auf Früherkennung. "Die Symptombehandlung bringt wenig ", betont Klockenbusch, der als Leiter der Arbeitsgemeinschaft Schwangerschaftshochdruck/Gestose der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe bundesweit als ausgewiesener Präeklampsie-Experte gilt.

Wenn Ärzte eine Gestose diagnostizieren, die sich neben Bluthochdruck vor allem auch durch eine auffällige Eiweißausscheidung auszeichnet, ist zur Zeit noch allergrößte Vorsicht, das heißt eine engmaschige, in der Regel stationäre Überwachung von Mutter und Kind angesagt. Die beste Therapie für die Mutter wäre zweifellos eine sofortige Entbindung. "Doch wir haben es hier immer mit zwei Patienten zu tun", betont Klockenbusch und verweist darauf, dass im Interesse des Kindes die Schwangerschaft so lange wie möglich aufrecht erhalten bleiben sollte. So müssen die Mediziner in jedem Einzelfall den Verlauf der Schwangerschaft genauestens beobachten und abwägen, welche Entscheidung für Mutter und Kind die beste ist.

Diese schwierige Entscheidung brauchte dann nicht mehr getroffen werden, wenn eine Früherkennung der Gestose möglich ist und damit rechtzeitig eine Behandlungsstrategie erfolgen kann. Die Mitglieder der Forschungsgruppe konzentrieren ihr Interesse zur Zeit auf die Untersuchung von Blut und Gewebe von Frauen in einem ganz frühen Stadium der Schwangerschaft, um schon zu diesem Zeitpunkt mögliche Veränderungen zu erkennen. Ein besonderes Augenmerk richten sie auch auf die Mechanismen, die sich in der Plazenta, das heißt im Mutterkuchen abspielen. Möglicherweise sind hier schon frühe Strukturveränderungen zu entdecken, die sich auf die Funktion der Plazenta auswirken. Die Mediziner vermuten, dass sich die Ursache der Erkrankung an der Grenzfläche zwischen Mutter und Kind zu finden ist. Oberarzt Dr. Johannes Steinhard sowie Dr. Anne Klemt, jüngstes Mitglied der Forschungsgruppe, gehen noch einen Schritt weiter zurück. Aufgrund der bisherigen Erkenntnisse vermuten sie bereits "Probleme bei der Einnistung und Anlage der Frucht." Spielt sich hier vielleicht so etwas wie eine Abstoßung ab? Ist die Gestose möglicherweise eine andere Form von Intoleranzreaktion?

Die Mediziner sind überzeugt, auf diesem Gebiet, das laut Klockenbusch bundesweit bislang eher wenig Beachtung findet, schon ein wichtiges Stück voran gekommen zu sein. Gleichwohl liegt noch eine weite Strecke intensiver Forschungsarbeit vor ihnen. Um so erfreuter sind sie, durch den Förderverein (Spendenkonto: Volksbank Münster, Konto-Nr. 26026700, BLZ 40160050) tatkräftige Unterstützung zu erfahren.

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