Pressemitteilung upm

Wo "Der kleine Prinz" beim Röntgen zuschaut

Räume der Kinderradiologie des UKM in neuem Ambiente

Münster (upm), 26. Februar 2004

[Kinderradiologie]
Beim Ultraschall tauchen die kleinen Patienten ein in die bunte Bilderwelt von "Petterson und Findus". Da dürfte die Untersuchung nur noch halb so viel Angst machen.
Foto: UKM   

An der Wand entlang stakst majestätisch ein farbenprächtiger Hahn, daneben scharren zufrieden ein paar weiße Hennen, und an anderer Stelle lauscht ein Kater in grüner Latzhose einem kleinen bebrillten Wesen, das auf einer Pflanze hockt und von hoch oben aus einem Buch vorliest. Für die meisten kleinen Patienten, die zur Untersuchung in die Kinderradiologie des Universitätsklinikums Münster (UKM) kommen, sind die Gestalten dieser bunten Bauernhof-Idylle alte Bekannte. Klar, dass die aus "Petterson und Findus" sind, geben sie der Ärztin, die bei ihnen gerade eine Ultraschall-Untersuchung durchführt, stolz ihr Kinderbuch-Wissen preis. Wie der Sonographie-Raum II laden seit kurzem auch die beiden anderen Untersuchungsräume der Kinderradiologie zum Betrachten, Erzählen und Träumen ein und lassen die eigentliche Untersuchung dabei fast in Vergessenheit geraten.

"Kinder sind keine kleinen Erwachsenen", betont Prof. Dr. Walter Heindel. Der Direktor des Instituts für Klinische Radiologie freut sich mit seinen kleinen Patienten über die überaus gelungene Neugestaltung der Kinderradiologie, die neben der Neuroradiologie einen besonderen Schwerpunkt des Institutes darstellt. Vor kurzem musste sie ihre alten Räume räumen, weil dort im Laufe dieses Jahres ein vierter Magnetresonanztomograph (MRT) aufgestellt wird. Der Umzug der Kinderradiologie in einen benachbarten Bereich, der früher für Röntgenuntersuchungen genutzt wurde, bot eine willkommene Gelegenheit, den Räumen ein ganz anderes Ambiente zu geben. So taucht man etwa im Röntgenraum tief in die Welt des Kleinen Prinzen ein, der freundlich von seinem Planeten herunterlächelt. Und in der "Kinder-Sono I" , dem zweiten Ultraschallraum, können sich die kleinen Patienten wie auf einer Reise durch den Weltraum fühlen. Zu allen Seiten leuchten ringsum auf den nachtblau grundierten Wänden Monde und Planeten auf, und wer auf dem Rücken auf der Untersuchungsliege liegt, blickt in einen funkelnden Sternenhimmel - simuliert durch Hunderte winziger Lichtchen, die durch Glasfasern in der Decke erzeugt werden.

Mitarbeiter unterschiedlichster Bereiche haben ihre Ideen eingebracht, damit der Bereich für Kinder besonders ansprechend würde. Dazu zählten insbesondere die im Bereich Kinderradiologie tätigen und für diese Aufgabe fachlich besonders qualifizierten Ärzte Dr. Ulrike Rapp-Bernhardt und Dr. Manfred Schiborr, Medizinphysiker Horst Lenzen, Jörg Hengemühle vom Baudezernat und der beauftragte münstersche Architekt Mike Imhäuser, der wiederum den Kontakt zu dem Stuttgarter Künstler Tilo Mirisch hergestellt hat. Mehrere lange Abende hat dieser im Klinikum verbracht, um die bis dahin nüchternen Räume durch seine Illustrationen in eine fantasievolle Kinderwelt zu verwandeln. Mit rund 120.000 Euro inklusive der Honorare halten sich die Kosten für die innerhalb von nur rund zwei Monaten abgewickelte Maßnahme in Grenzen. Zumal die Umgestaltung weit mehr umfasste als nur die Wandbemalung und erforderliche technische Arbeiten. So wurde etwa, um die Arbeitsabläufe innerhalb der Kinderradiologie zu verbessern, der Flur zur Halle hin verbreitert, so dass er auch mit Krankenbetten passiert werden kann.

Dass das Institut für Klinische Radiologie sehr darauf bedacht ist, Kinder nicht wie kleine Erwachsene zu behandeln, zeigt sich aber nicht nur am besonderen räumlichen Ambiente. Vielmehr sind die Verantwortlichen bestrebt, die Strahlenexposition für den jungen Organismus so gering wie möglich zu halten. So liefern beispielsweise die beiden Hochleistungs-Sonographiegeräte so gute Bilder, dass der Großteil aller Diagnosen in der Kinderradiologie heute mit Hilfe der gänzlich strahlenfreien Ultraschalluntersuchung gestellt wird. Durch die enge Nachbarschaft zum vor zwei Jahren neu geschaffenen MR-Zentrum bestehen weitere Untersuchungsmöglichkeiten ohne Röntgenstrahlung. Dazu zählt unter anderem auch ein modernes Hochfeld-MRT-Gerät, das im Bereich der neuropädiatrischen Bildgebung wertvolle Informationen liefern kann. Für die Fälle, in denen zur genaueren Abklärung aufs Röntgen nicht verzichtet werden kann, verfügt das UKM seit drei Jahren unter anderem über eine neue digitale Durchleuchtungseinrichtung, die halbtags ausschließlich für die Untersuchung von Kindern genutzt wird und die mit nur einem Zehntel der normalen Strahlendosis präzise Bilder aus dem Körperinnern liefert. Als einzige Klinik im Münsterland mit einer eigenen Kinderradiologie verfügen die hier tätigen Ärztinnen und Ärzte über besonders große Erfahrungen und spezielles Know-how im Umgang mit kleinen Patienten. Insgesamt wurden hier im vergangenen Jahr 8.228 Mädchen und Jungen untersucht. Mehr als die Hälfte der insgesamt über 12.000 Untersuchungen entfielen auf die Ultraschalldiagnostik, 4000 auf Skelett- und Thoraxaufnahmen und knapp 1.800 auf Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen bei Neu- und Frühgeborenen auf der Kinderintensivstation.

Institut für Klinische Radiologie