Pressemitteilung upm

"Fingerabdruck" von Lebensmitteln

Tagung am Institut für Lebensmittelchemie der Universität Münster

Münster (upm), 11. März 2004

[Hofmann]
Prof. Dr. Thomas Hofmann, Direktor des Instituts für Lebensmittelchemie der Universität Münster.
Foto: Privat   

Die eindeutige Feststellung der Herkunft und Qualität von Lebensmitteln, die Entwicklung von innovativen Analyseverfahren oder die Überwachung der Trinkwasserqualität - an Themen mangelte es den Teilnehmern einer Tagung an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster nicht. Der Regionalverband Nordrhein-Westfalen der Lebensmittelchemischen Gesellschaft veranstaltete am 10. März nun schon zum vierten Mal seine Jahrestagung in Münster.

Ein zentrales Themenfeld stellte laut Prof. Dr. Thomas Hofmann, mit Prof. Dr. Hans-Ulrich Humpf gastgebender Hochschullehrer vom Institut für Lebensmittelchemie der Universität Münster, das Erstellen von isotopen Fingerprints dar. Ähnlich wie in der Kriminalistik, wo der Fingerabdruck eines der wichtigsten Elemente zur Überführung des Täters ist, sollen auch in der Lebensmittelchemie die "Fingerabdrücke" der besseren Kontrolle von Qualität und der Angabe der Herkunftsregion von Lebensmitteln dienen. Mit Hilfe der Isotopenmassenspektrometrie können Herkunft und Authentizität eines Produkts genau charakterisiert werden. Diese Untersuchung ist nötig, um zum Beispiel das Fleisch eines argentinischen von dem eines westfälischen Rinds zu unterscheiden oder um festzustellen, ob der Sekt wirklich durch Flaschengärung entstanden ist.

Die Lebensmittelchemie soll nach Meinung von Prof. Dr. Michael Petz, Vorsitzender des Regionalverbandes NRW der Lebensmittelchemischen Gesellschaft von der Bergischen Universität Wuppertal, nicht nur der Überwachung und Überprüfung von Produkten dienen, sondern erforschen, was genau bei einer chemischen Reaktion passiert. Wie genau entsteht die knackige Bräune beim Rösten von Kaffeebohnen, beim Brotbacken oder bei gebratenem Fleisch? Technologische Prozesse sollen auf Grund neuer Erkenntnisse optimiert und eine Verbindung zwischen Lebensmittelchemie und Technologie geschaffen werden. Die Tagung in Münster könne auch als Forum für alle in Nordrhein-Westfalen ansässige Forschungseinrichtungen betrachtet werden.

Obwohl die Lebensmittelchemie, wie Prof. Dr. Dr. Hans Steinhart, stellvertretender Vorsitzender der Lebensmittelchemischen Gesellschaft aus Hamburg meint, oft in den Hintergrund tritt und eher als "unspektakulär" angesehen wird, sei sie doch von großer Bedeutung für die allgemeine Gesundheit. Nicht nur in der Industrie, auch in der Politik spiele die Lebensmittelforschung eine wesentliche Rolle. Einerseits übe sie Einfluss auf die Gesetzgebung aus, wie zum Beispiel bei EU-Richtlinien, die eine Etikettierung von bestimmten Allergenen auf Lebensmitteln vorschreiben, andererseits könne sie auch die Brisanz aus "hochgespielten" Skandalen nehmen, bei denen plötzlich Substanzen als krebserregend und hochgiftig verdächtigt werden, die schon immer in gewissen Lebensmitteln enthalten waren.

Am meisten wird die Lebensmittelchemie allerdings nach wie vor mit der Überwachung von Herkunft und Qualität der Nahrung in Verbindung gebracht. Dazu zählen auch die regelmäßigen Stichproben in Restaurants, Supermärkten oder Frittenbuden. Diese notwendige Kontrolle ist in den letzten Jahren erheblich zurückgeschraubt worden. Prof. Steinhart sieht aber noch keinen Grund zur Sorge: "Die Sicherheit im Lebensmittelbereich ist in Deutschland noch immer garantiert". Allerdings dürften die bisherigen Standards nicht noch weiter heruntergefahren werden.

Institut für Lebensmittelchemie