Pressemitteilung upm

Postkolonialismus und Erinnerungskultur

Tagung über blinde Flecken im deutsch-niederländischen Gedächtnis

Münster (upm), 19. März 2004

[Postkolonialismus ]
Ausschnitt des nationalen Monuments für die Opfer der Sklaverei in Amsterdam
Foto: NiNsee   

Die seit Jahren intensiv geführte wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Erinnerungskultur hat sich bisher sowohl auf deutscher als auch auf niederländischer Seite beinahe ausschließlich auf die Erinnerung an den deutschen Faschismus konzentriert. Kaum Berücksichtigung fand dagegen die Erinnerung an den Kolonialismus. Trotz unterschiedlicher historischer Ausgangsbedingungen nehmen in beiden Ländern die Erinnerungen an diese mit Gewalt, Unterdrückung und Ausbeutung verbundene Epoche nur einen untergeordneten Platz im Bewusstsein ein. Aus diesem Grund veranstaltet die Universität Münster Anfang April ein zweitägiges Kolloquium über Postkolonialismus und Erinnerungskultur in Deutschland und den Niederlanden.

In jüngster Zeit nimmt die Kritik am Fehlen des Kolonialismus in den Erinnerungskulturen beider Länder immer mehr zu. Es mehren sich Bemühungen, bislang Verschwiegenes in das öffentliche Bewusstsein zu rücken. So wurde in den Niederlanden vor zwei Jahren ein Monument enthüllt, das an die Opfer der Sklaverei erinnert. In der ganzen Bundesrepublik finden gegenwärtig Ausstellungen und Veranstaltungen statt, die sich anlässlich des 100. Jahrestages dem Herero-Aufstand gegen die deutsche Kolonialmacht in Namibia und dem sich anschließenden ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts widmen. Ziel des Kolloquiums ist es, den Stand der wissenschaftlichen Bearbeitung der Epoche darzustellen und die Auseinandersetzungen mit der jeweiligen kolonialen Vergangenheit in den Bereichen der Literatur, der Museen, Gedenkstätten und Mahnmale sowie der Lehrpläne von Bildungseinrichtungen kritisch zu beleuchten. Schließlich sollen Anforderungen an und Möglichkeiten von Erinnerungsarbeit in den multikulturellen Gesellschaften beider Länder diskutiert werden. Das Kolloquium richtet sich an Lehrende und Studierende der Geschichtswissenschaft, der Sozial- und Erziehungswissenschaften, an Lehrerinnen und Lehrer, Vertreter der politischen Bildung und an interessierte Laien.

Die von der Arbeitsstelle für Interkulturelle Pädagogik und dem Zentrum für Niederlande-Studien der Universität Münster gemeinsam veranstaltete Tagung beginnt mit einer Lesung am Mittwoch, 31. März 2004, um 20 Uhr im Haus der Niederlande, Alter Steinweg 6/7, mit Helga Ruebsamen (Den Haag) über "Das Lied und die Wahrheit". Die Tagung selbst findet von Donnerstag, 1. April 2004, um 10 Uhr bis Freitag, 2. April 2004, um 15.30 Uhr im Freiherr-vom Stein-Saal am Domplatz 36 statt. Referate halten Wissenschaftler aus Deutschland (Leiden, Münster oder Hamburg),der Schweiz (Zürich) und natürlich den Niederlanden (Amsterdam oder Utrecht). Um Anmeldung wird unter der E-Mail-Adresse postkolonialismus.muenster@web.de bis zum 26. März 2004 gebeten.

Haus der Niederlande