Pressemitteilung upm

Mit populären Irrlehren aufgeräumt

Bewegungswissenschaftler Prof. Dr. Georg Kassat wird 70

Münster (upm), 17. März 2004

Prof. Dr. Georg Kassat, ehemaliger Hochschullehrer am damaligen Institut für Bewegungswissenschaften der Universität Münster, wird am 19. März 70 Jahre alt.

Georg Kassat machte vieles anders: Er entwickelte sogar eine "Ein-Ski-Methodik" zur Erleichterung des Lernens, untersuchte biomechanisch, wie eine Kippe am Reck wirklich funktioniert, und verbannte die Mathematik aus der Biomechanik.

Nach einem Studium von Mathematik und Sport im Lehramt in Karlsruhe und Münster arbeitete Georg Kassat als wissenschaftlicher Mitarbeiter im damaligen Institut für Leibesübungen in Münster und wurde gleichzeitig in Köln mit einer Arbeit über mathematische Modellierung promoviert. 1982 wurde er in Münster zum Professor für Biomechanik und Bewegungslehre ernannt. Hier wandte er sich verstärkt der Aufgabe zu, breite Bereiche der Methodik des Turnens und Skilaufens, der Bewegungslehre und der Biomechanik aufzuarbeiten und die Ergebnisse unverzüglich in die Lehre zu übernehmen. Sein Ziel war es, Zugänge zu ebnen, Lehrwege zu vereinfachen und mit populären Irrlehren, die bei einer so jungen Disziplin wie der Sportwissenschaft unvermeidbar sind, aufzuräumen. So gestand er dem Skianfänger zu, mit einem "unbeskiten Schuh" die gewohnte Bodenhaftung zu behalten, und er betonte die große Variabilität auch genormter sportlicher Bewegungen. Er sah das Problem, dass eine additive Darstellung von Bewegungsphasen nicht mit der variablen Realisierung von Bewegungen zu vereinbaren ist und eruierte "verborgene Bewegungsstrukturen". Schließlich schuf Prof. Kassat aus Mitleid mit denjenigen Studierenden des zweiten Semesters, für die jede Mathematik des Teufels ist, ein Buch über mathematiklose Biomechanik: "Biomechanik für Nicht-Biomechaniker".

Kassat weilt an seinem Geburtstag zum vierten Mal auf Einladung der Fukui-Universität in Japan und wird einen Vortrag vor der Japanese Ski-Science-Society halten. Er ist ferner weiterhin aktiv in der Arbeitsgemeinschaft ,,Skilauf an Hochschulen" (ASH) und in der Lehrerfortbildung im Skifahren tätig.

Institut für Sportwissenschaft