Pressemitteilung upm

Bionik: Lernen von der Natur

Universität Münster zeigt neues Fach auf der Hannover-Messe

Münster (upm), 07. April 2004

[Bionik]
Aus Biologie und Technik wird Bionik - ein Fach mit Zukunft.
   

Die Natur war schon oft Ausgangspunkt für die Lösung technischer Probleme. Aber auch wenn technische Lösungswege ganz ohne Vorkenntnisse der Natur entwickelt wurden, erscheinen sie nur all zu oft wie eine "Kopie" der Natur. Zum Beispiel lieferte der Aufbau der Wabennester von Bienen perfekte Vorlagen für leichte, aber trotzdem stabile und druckfeste Konstruktionen. Die Bionik versucht, Biologie und Natur miteinander zu verbinden. "Lernen von der Natur für die Technik" beschreibt Prof. Dr. Bernd Hill vom Institut für Technik und ihre Didaktik der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster die Aufgabe der neuen Disziplin. Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung wird die Universität Münster eine von sechs Hochschulen in Deutschland sein, die Bionik auf der Hannover-Messe vom 19. bis 24. April 2004 (Halle 18, Stand L 15) präsentiert.

Prof. Hill nennt als weiteres Beispiel praktische Erkenntnisse, die sich aus der Haut und dem Pelz der Eisbären für die Wärmedämmung ergeben. Durch den weißen Pelz des Eisbären wird das Sonnenlicht durch Reflexion an der Haarinnenwand und durch Streuung am Haarkern zur schwarzen Haut geleitet. Als Folge heizt sich die Haut auf, was der Eisbär bei minus 50 °C Außentemperatur auch gebrauchen kann. Nach dem natürlichen Vorbild des Eisbären haben Bioniker technische Wärmedämmfassaden für Wohnhäuser entwickelt. Weitere Beispiele sind die Struktur und Funktion der Schwanzflosse eines Fisches, die unter anderem als mustergültiges Modell für bequeme und gesunde Sitzmöbel dient, oder der inzwischen schon vielfach von der Industrie kopierte Selbstreinigungseffekt des Lotusblattes.

Zwei Schwerpunkte stellen sich der Bionik in Münster: Zum einen die enge Zusammenarbeit mit den Schulen, mit dem Ziel des fächervernetzenden Lernens und der Modernisierung der Lehrpläne, zum anderen ein Weiterbildungsprogramm für Ingenieure, für die sich Bionik zum Beispiel in der Produktentwicklung als wichtiges Hilfsmittel erweisen kann. Die Forscher- und Erfinderwerkstatt Bionik des Instituts für Technik und ihre Didaktik der Universität Münster an der Wilhelm-Klemm-Straße 10 stellt in erster Linie zukunftsweisende Angebote aus den Technik- und Naturwissenschaften für Schulen zur Verfügung. Die Werkstatt soll Neugier, Unbefangenheit und Spaß an technischen und naturwissenschaftlichen Themen bei Kindern herausfordern und traditionelle Lerninhalte der Schule ergänzen.

Bionik ist auch international im Gespräch: So besteht ein Kooperationsvertrag mit der brasilianischen "Universidad Uniderp" in Campo Grande in der Nähe des riesigen Naturschutzgebietes Pantanal. Das Institut für Technik und ihre Didaktik in Münster unterstützt die dortige Universität beim Aufbau eines Studiengangs für Bionik und engagiert sich im wissenschaftlichen Austausch zwischen beiden Instituten. Gerade in Brasilien ist die Artenvielfalt so enorm, dass Prof. Hill hier nicht nur eine "Innovationsquelle" sondern sogar ein "Patentarsenal Natur" sieht.

Bionik-Kompetenz-Netzwerk