Pressemitteilung upm

Zum dritten Mal ohne Kaiserschnitt

Wunsch nach natürlicher Geburt kann auch bei Beckenendlage oft erfüllt werden

Münster (upm), 24. Juni 2004

[Beckenendlage]
Die kleine Esther ist bereits das dritte Kind, das Heike Z. trotz Beckenendlage ohne Kaiserschnitt zur Welt brachte
Foto: UKM   

Wenn das Baby unmittelbar vor der Geburt mit dem Kopf nach oben im Mutterleib liegt, was bei immerhin etwa jeder 20.Schwangerschaft der Fall ist, entscheiden sich die meisten Kliniken in Deutschland automatisch für eine Kaiserschnitt-Entbindung. Dass jedoch in erfahrenen Zentren bei einer solchen Beckenend- oder Steißlage durchaus in vielen Fällen eine natürliche Geburt möglich ist, zeigt das Beispiel von Heike Z. Ihr vor wenigen Tagen geborenes Töchterchen Esther ist bereits das dritte Kind, das sie an der Frauenklinik des Universitätsklinikums Münster (UKM) trotz Beckenendlage auf natürliche Weise zur Welt gebracht hat.

Die münstersche Universitäts-Frauenklinik unter der Leitung von Prof. Dr. Ludwig Kiesel gehört zu den wenigen Kliniken, die über ausreichende Erfahrung in der Betreuung und Leitung einer vaginalen Geburt aus Beckenendlage verfügen. Um auf einen Kaiserschnitt verzichten zu können, müssen allerdings bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Dazu zählen normale Beckenmaße der Schwangeren und der Ausschluss von Schwangerschaftsstörungen wie Mangeldurchblutung des Mutterkuchens, Diabetes oder Präeklampsie. Auch sollte das Kind nicht übermäßig schwer sein. "Wenn diese Auswahlkriterien befolgt werden, ist eine vaginale Geburt auch in dieser Situation akzeptabel und sicher", betont Privatdozent Dr. Walter Klockenbusch, verantwortlicher Oberarzt für den Bereich Geburtshilfe am UKM.

Das geburtshilfliche Vorgehen bei der Entwicklung des Kindes aus Beckenendlage wird laut Klockenbusch durch die frühzeitige Anlage einer Periduralanästhesie, das heißt einer Schmerzausschaltung im Beckenbereich, erleichtert. Sollten sich im Verlauf der Geburt Auffälligkeiten zeigen, müsse die unverzügliche Durchführung eines Kaiserschnittes jederzeit möglich sein. Um höchstmögliche Sicherheit bei der Geburt zu gewährleisten, sind darüber hinaus am UKM in solchen Situationen ein erfahrener Oberarzt und ein Kinderarzt zugegen.

Mit einem Verzicht auf einen Kaiserschnitt bei Beckenendlage kommen die Geburtshelfer nicht nur dem Wunsch vieler Schwangerer entgegen. Darüber hinaus ist ein Kaiserschnitt auch mit medizinische Risiken verbunden. So verweist Klockenbusch auf eine erhöhte mütterliche Erkrankungsrate, wie etwa erhöhten Blutverlust, vermehrtes Auftreten von Infektionen sowie ein erhöhtes Thrombose-Risiko. Für Heike Z. war es jedenfalls keine Frage, dass sie ihr Kind trotz Beckenendlage auch diesmal wieder auf natürlichem Weg zur Welt bringen würde. Und wie bei den beiden anderen, die ebenfalls zum Entbindungstermin mit dem Kopf nach oben im Mutterleib lagen, ist auch die Geburt der kleinen Esther ohne Komplikationen verlaufen.