Pressemitteilung upm

Kunst als Katalysator der Erkenntnis

Katholische Fakultät Münster ehrt den Maler Arnulf Rainer

Münster (upm), 25. Juni 2004

[Rainer]
Prof. Dr. Arnulf Rainer (Mitte) mit Dekan Prof. Dr. Thomas Bremer (links) und Kardinal Prof. Dr. Karl Lehmann (rechts)
Foto: Frie   

Der österreichische Maler Arnulf Rainer ist am Freitag, 25. Juni 2004, in Münster von der Katholisch-Theologische Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität als erster Künstler mit der Würde eines Ehrendoktors ausgezeichnet worden. Die Fakultät würdigte damit das Lebenswerk eines Malers, "der mit der höchsten Intensität künstlerischer Reflexion christliche Bildentwürfe und eigenständige Malerei in einen oft konfliktreichen Widerstreit führt".

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Mainzer Kardinal Karl Lehmann, bestätigte dem 1929 geborenen Künstler, sein Interesse an der christlichen Religion gehe weit über die ikonographischen Themen ihrer Bildtradition hinaus. Es orientiere sich vielmehr an maßgeblichen Bildformen im Christentum, wie etwa Kreuz, Ikone oder Gesicht. In seinem Festvortrag über "Die Welt im Spiegel der Kunst als Herausforderung für Kirche und Theologie" sprach sich Kardinal Lehmann für eine Neubestimmung des "sehr wechselhaften Beziehungsdramas zwischen Kirche und Kunst" aus: "Es ist dringend erforderlich, dass das theologische Interesse an der Bildenden Kunst schrittweise über den Bereich der klassisch christlichen Ikonographie ausgedehnt wird und gerade auch die zeitgenössischen visuellen Künste wahrgenommen werden". Dabei bleibe zwischen Kirche und Kunst immer ein "bipolares Spannungsfeld" bestehen, das aber keine lähmend-blockierende, sondern vielmehr eine mobilisierende Wirkung entfalten könne.

Arnulf Rainer ist einer der international bekanntesten österreichischen Maler der Nachkriegszeit. Mit seinen "übermalten" Bildern setzte er einen völlig neuen Akzent. Seine in den frühen 60er Jahren formulierte Idee von der "Malerei um die Malerei zu verlassen" erregte schon bald internationale Aufmerksamkeit. Im Laufe seines Schaffens fertigte Rainer vielfältige Variationen seines Übermalungskonzeptes an, die von übermalten Grimassenfotos bis zu großen Kreuzserien reichen. Der Münsteraner Theologe Prof. Dr. Reinhard Hoeps verglich in seiner Laudatio auf Arnulf Rainer die Übermalungen vor allem von Christus- und Madonnenbildern: "Was für die Epoche christlicher Malerei der Goldgrund hinter der Figur, war für die Gegenwart der Nachkriegsära Rainers dunkler Vorhang geworden, hinter den die Figuren zurück getreten sind." Für Prof. Dr. Thomas Bremer, Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät Münster, setzt sich Rainer in seinem Werk mit der Tradition der christlichen Kunst kritisch und kreativ verfremdend auseinander.

Arnulf Rainers Interesse an der Thematik des Todes führte ihn zu Übermalungen von Totenmasken und Mumien. 1981 übernahm der Künstler eine Professur an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Ein Höhepunkt in der Würdigung seines Werks, das in vielen großen Museen weltweit gezeigt wird, war 1993 die Eröffnung des "Arnulf Rainer-Museums" in New York. 1978 erhielt er den großen Österreichischen Staatspreis, 1981 den Max-Beckmann-Preis der Stadt Frankfurt und 2003 den Rhenus-Kunstpreis.

Im Anschluss an die feierliche Ehrenpromotion in der Aula des Schlosses zu Münster wurde im Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte am Domplatz 10 eine Ausstellung eröffnet, die unter dem Titel "Auslöschung und Inkarnation" dem religiösen Erbe im Werk von Arnulf Rainer gewidmet ist. Die Ausstellung wurde von der Arbeitsstelle für christliche Bildtheorie der Katholisch-Theologischen Fakultät unter Leitung von Prof. Hoeps in Zusammenarbeit mit dem Westfälischen Landesmuseum vorbereitet. Sie ist vom 26. Juni bis 5. September 2004 dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Katholisch-Theologische Fakultät Münster