Pressemitteilung upm

Hilfe bei Essstörungen und Hyperaktivität

Integrierte Versorgung durch zwei neue kinder- und jugendpsychiatrische Spezialambulanzen am UKM

Münster (upm), 14. Juli 2004

Mit der Einrichtung von zwei neuen Spezialambulanzen für Essstörungen und für Aufmerksamkeitsstörungen hat die Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters des Universitätsklinikums Münster (UKM) ihr Angebotsspektrum deutlich erweitert. Mit den neuen Angeboten reagiert die Uniklinik auf die wachsende Nachfrage im Bereich der Diagnostik und Therapie von Kindern und Jugendlichen mit Störungen der Aufmerksamkeit und des Essverhaltens. Mit den bereits bestehenden Spezialambulanzen für autistische Kinder und Jugendliche sowie für Säuglinge, Klein- und Vorschulkinder verfügt die Klinik unter der Leitung von Prof. Dr. Tilman Fürniss jetzt über vier spezifische Behandlungsangebote. Darüber hinaus umfasst das Angebotsspektrum der Institutsambulanz nach wie vor die allgemeine ambulante Versorgung und die ambulante vor- und nachstationäre Versorgung bei sämtlichen kinder- und jugendpsychiatrischen Krankheitsbildern. Alle Behandlung erfolgen grundsätzlich auch ohne ärztliche Überweisung.

Die Häufigkeit von Essstörungen nimmt insbesondere bei Kindern und Jugendlichen erheblich zu. Das Spektrum der unterschiedlichen Formen solcher Störungen reicht von Magersucht und Bulimie (Ess-Brech-Sucht) bis hin zur Adipositas (Fettleibigkeit). Häufig verbirgt sich hinter einer Essstörung eine andere schwerwiegende seelische Erkrankung, wie beispielsweise eine Depression oder eine Psychotraumatisierung. Im Rahmen der neuen Spezialambulanz geht es zunächst darum, durch eine fachärztliche Untersuchung, die sich am Alter und an der individuellen Entwicklung der jungen Patienten orientiert, die unterschiedlichen Krankheitsbilder voneinander abzugrenzen und eine akute Suizid-Gefährdung auszuschließen. In das anschließende, speziell auf Kinder und Jugendliche mit Essstörungen zugeschnittene Behandlungsprogramm wird sowohl die Familie als auch eine Gruppe gleichaltriger Mitpatienten einbezogen. Neben einzel- und familientherapeutischer Intervention gibt es an der münsterschen Uni-Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters auch eine Kunsttherapie-Gruppe für essgestörte Mädchen und Jungen.

Auch die zweite neue Spezialambulanz richtet sich an Kinder und Jugendliche mit einem besonders häufigen Störungsbild: Etwa jedes zehnte Kind im Grundschulalter leidet nach wissenschaftlichen Untersuchungen am Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom (ADS) beziehungsweise an Hyperaktivität (ADHS). Bei der genauen Abklärung dieses Krankheitsbildes müssen zunächst andere Erkrankungen, wie beispielsweise emotionale Störungen, schulische Über- oder Unterforderung sowie tief greifende Entwicklungsstörungen ausgeschlossen werden. Zu den Therapiemaßnahmen zählen unter anderem eine Elternberatung, das so genannte THOP-Programm (Therapieprogramm für hyperkinetisches und oppositionelle Problemverhalten) und eine Gruppe für betroffene Kinder, in der das Spiel- und Sozialverhalten trainiert wird. Hinzu kommt eine heilpädagogische Einzeltherapie unter Einsatz speziellen Arbeitsmaterials, wie zum Beispiel eines Computers, sowie ein Konzentrations- und Lerntraining.

Zusätzlich zur ausschließlich ambulanten Therapie schaffen die neuen Spezialambulanzen ein gemeindenahes Angebot kurzer Wege für vor- und nachstationäre Therapien von Kindern und Jugendlichen bis zum Alter von 18 Jahren. Damit bilden sie einen wichtigen Baustein für eine ganzheitliche integrierte Versorgung von stationärer, teilstationärer und ambulanter Therapie. Die bei Kindern und Jugendlichen therapeutisch dringend notwendige Familienorientierung und Familieneinbindung sind zentraler Bestandteil der Behandlungskonzepte der neuen Spezialambulanzen.

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendlalters