Pressemitteilung upm

Chemiker und Wein-Experte

Prof. Dr. Wilhelm Flitsch wird 80

Münster (upm), 02. August 2004

Prof. Dr. Wilhelm Flitsch, emeritierter Hochschullehrer des Organisch-Chemischen Instituts der Universität Münster, begeht am 4. August 2004 seinen 80. Geburtstag. Prof. Flitsch studierte nach dem Zweiten Weltkrieg das Fach Chemie in Münster und musste sich die Zulassung zum Studium durch etliche Stunden Wiederaufbauleistung erst erarbeiten; er erbrachte diese als zwangsverpflichteter Baugehilfe in der damaligen Ruine des Schlosses.

Mit der Dissertation zur Synthese des Grundgerüstes der Pyrrolizidin-Alkaloide schloss Prof. Flitsch 1955 das Studium der Chemie im Arbeitskreis von Prof. Dr. Fritz Micheel ab. Es folgten im Jahr 1962 die Habilitation für das Fach Organische Chemie an der Universität Münster und 1968 die Ernennung zum Wissenschaftlichen Rat und Professor. Seine Forschungsinteressen hatten sich mit der Heterocyclen-Chemie von der Hauptforschungsrichtung seines Mentors Micheel und des Instituts(der Kohlenhydrat-Chemie) entfernt. Heterocyclische Verbindungen enthalten im Ring neben Kohlenstoff auch andere Elemente wie Stickstoff und finden als Alkaloide, Antibiotika und andere Wirkstoffe in der Natur und Medizin ein großes Interesse. Die Forschungsergebnisse, die Prof. Flitsch gemeinsam mit seinen Diplomanden und Doktoranden erarbeitete, wurden in zahlreichen Fachzeitschriften, Serienbänden und Monographien veröffentlicht. Sie fanden internationale Anerkennung und bildeten die Grundlage für rege wissenschaftliche und persönliche Kontakte zu Kollegen in Großbritannien.

In der Lehre kümmerte sich Prof. Flitsch um eine zeitgemäße Ausbildung der Studierenden der Medizin und Zahnmedizin, indem er damals neue Unterrichtsformen in die theoretische und praktische Ausbildung einführte.

Aus dem Interesse an der Chemie und Biologie des Weines erwuchs ein persönliches Steckenpferd, dem er nach seiner Emeritierung im Jahre 1989 treu blieb. Sein Buch "Wein. Verstehen und Genießen" fand auch bei Nicht-Naturwissenschaftlern großen Anklang; es liegt bereits in der zweiten Auflage vor. Besondere Faszination übt auf den Jubilar auch die Kultur- und Kunstgeschichte des Altertums aus, dieses Hobby wurde und wird durch regelmäßige Reisen in die klassischen Orte rund um das Mittelmeer gepflegt.

Doch auch der Chemie und seinem Institut ist Prof. Flitsch eng verbunden geblieben: Er war bis ins Jahr 2000 der Fachbereichsbeauftragte für den Forschungsbericht der Westfälischen Wilhelms-Universität. Bei nahezu allen wissenschaftlichen Kolloquien ist er ein ständiger und gern gesehenen Gast.