Pressemitteilung upm

Berechnung von Molekülen

Prof. Dr. Martin Klessinger wird 70 Jahre alt

Münster (upm), 10. September 2004

Prof. Dr. Martin Klessinger, früherer Direktor des Organisch-Chemischen Instituts der Universität Münster, vollendet am 14. September 2004 sein 70. Lebensjahr.

Der gebürtige Berliner Martin Klessinger, in Guben (heutiges Polen) und in Bernau (Schwarzwald) aufgewachsen, studierte von 1953 bis 1959 Chemie in Freiburg. Nach seiner Promotion über das farbgebende Prinzip des Indigo 1961 in Göttingen befasste er sich als Gastwissenschaftler an der Universtiy of Keele in England mit der exakten Berechnung von Struktur und Eigenschaften einfacher Moleküle wie Methan oder Formaldehyd. 1968 habilitierte er sich in Göttingen mit einer Arbeit über quantenchemische Rechnungen an mehratomigen Molekülen für das Fach Theoretische Chemie.

1970 übernahm er eine Professur an der Universität Freiburg, bevor er 1971 auf den Lehrstuhl für Theoretische Chemie und zum Direktor des Organisch-Chemischen Instituts der Universität Münster berufen wurde. 1976 bis 1977 war Prof. Klessinger Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität.

Sein wissenschaftliches Wirken - dokumentiert in über 130 Publikationen - befasst sich mit der theoretischen Berechnung von Eigenschaften und Reaktivitäten organischer Moleküle. Es reicht von der Theorie organischer Farbstoffe über die Berechnung von Ultraviolett- und Kernresonanzspektren bis zur Beschreibung des Reaktionsablaufs thermischer und insbesondere photochemischer Reaktionen. Für letztere können die atomaren Bewegungen in sehr raschen Prozessen mit einer Genauigkeit berechnet werden, von der ein Experimentator nur zu träumen wagt.

Gemeinsame Arbeiten verbinden Prof. Klessinger mit Theoretikern in Gainesville (USA) und Zagreb (Kroatien), wohin ihn regelmäßige Forschungsaufenthalte führten. Zusätzlich verbrachte er eine Gastprofessur 1981 an der University of Utah und 1986 an der Columbia University, New York. Mit Engagement hat er das Fach Theoretische Organische Chemie in die Lehre integriert und konnte dabei viele Studierende für dieses neue faszinierende Gebiet begeistern. Rund 60 Diplomarbeiten und 50 Dissertationen hat er betreut, in einem Graduiertenkolleg und einem Sonderforschungsbereich der DFG hat er die Theoretische Chemie wirksam eingebracht. Zusätzlich hat er mit vier Lehrbüchern nachhaltig zur Entwicklung des Gebietes beigetragen. Daneben war der münstersche Chemiker von 1989 bis 1998 Vertrauensdozent der Studienstiftung des Deutschen Volkes und Mitglied in deren Auswahlausschuss.

Der Jubilar nutzt seine Freiheit nicht nur, um seinen Steckenpferden - dem Musizieren und dem Segeln in südlichen Gefilden - nachzugehen; er ist auch regelmäßig im Institut bei wissenschaftlicher Arbeit anzutreffen. Einladungen zu auswärtigen Vorträgen geben ihm die Gelegenheit, seine neuen Forschungsergebnisse vorzustellen.

Organisch-Chemisches Institut