Pressemitteilung upm

Anerkannter Fachmann für neuere französische Literatur

Prof. Dr. Wolfgang Babilas wird 75 Jahre alt

Münster (upm), 23. September 2004

Prof. Dr. Wolfgang Babilas, emeritierter Professor für Romanische Philologie und ehemaliger Direktor des Romanischen Seminars der Westfälischen Wilhelms- Universität Münster, wird am 19. September 75 Jahre alt.

Wolfgang Babilas, geboren in Ratibor (Oberschlesien), studierte in Münster und Paris Romanische und Deutsche Philologie, Philosophie und Publizistik. Nachdem er 1957 mit einer Dissertation über Paul Claudel promoviert worden war, habilitierte er sich 1965 an der Philosophischen Fakultät der Universität Münster mit einer Arbeit über eine der frühesten erhaltenen Predigtsammlungen in romanischer Sprache, die um 1200 in Piemont verfassten Sermoni subalpini. 1971 wurde er als ordentlicher Professor auf einen Lehrstuhl für Romanische Philologie (mit besonderer Berücksichtigung der neueren französischen Literatur) am Romanischen Seminar der Universität Münster berufen. Dort lehrte und forschte er bis zu seiner Emeritierung im Herbst 1994.

Neben der Literatur des Mittelalters bildete die französische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts einen Schwerpunkt in Forschung und Lehre von Prof. Babilas. In der französischen Literatur des 20. Jahrhunderts galt sein besonderes Interesse dem Surrealismus und dem aus ihm hervorgegangenen Schriftsteller Louis Aragon, dem er zahlreiche Arbeiten widmete, die ihm internationales Ansehen verschafften. Auch nach seiner Emeritierung hat er seine Aktivitäten keinesfalls eingestellt. So hat er noch 2002 in französischer Sprache ein fast 1000-seitiges Werk über Aragon veröffentlicht. Hervorzuheben ist ferner seine umfangreiche Abhandlung über die französische Literatur der Résistance im Zweiten Weltkrieg. In der französischen Gegenwartsliteratur richtete er seine Aufmerksamkeit mit Vorliebe auf wichtige, aber in Deutschland noch wenig bekannte Autoren.

Forschung und Lehre von Prof. Babilas waren beeinflusst sowohl durch den Unterricht seines Lehrers Prof. Dr. Heinrich Lausberg als auch durch seine Auseinandersetzung mit analytischer Philosophie, formaler Logik, Semiotik und Linguistik. Als eine zentrale Aufgabe der Philologie betrachtet Babilas die detaillierte, umfassende, im Maße des Notwendigen auch fremde Disziplinen wie Theologie, Philosophie oder Geschichte heranziehende Interpretation literarischer Einzelwerke. In seinem Unterricht kam es ihm neben der Vermittlung wissenschaftlicher Methoden und fachlicher Kenntnisse stets darauf an, bei den Studierenden Freude an und Liebe zur Literatur zu entwickeln und zu fördern. Prof. Babilas beteiligte sich aktiv und engagiert an der akademischen Selbstverwaltung im Konvent der Westfälischen Wilhelms-Universität, im Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät, im Fachbereichsrat des Fachbereichs Romanistik und Slavistik, indem er zweimal das Amt des Dekans ausübte. Er war Mitherausgeber der Schriftenreihe "Langue et parole - Sprach- und literaturstrukturelle Studien" und ist gegenwärtig Mitherausgeber der "Münsterschen Beiträge zur romanischen Philologie". Das französische Kultusministerium würdigte seine Verdienste um die Vermittlung französischer Kultur in Deutschland, indem es ihn 1994 zum Offizier im Orden der Palmes Académiques ernannte. Eine weitere hohe Anerkennung erfuhr der münstersche Romanist im vergangenen Jahr mit der "Médaille de vermeil du Rayonnement de la Langue et de lan littérature francaises", einer der "Grands Prix" der Académie francaise.

Nach seiner Emeritierung hat Prof. Babilas ein neues Betätigungsfeld im Internet gefunden. 1997 schuf er eine umfangreiche französisch-deutsche Website "Louis Aragon Online", die international als führende Website über diesen französischen Autor anerkannt ist. Sie ist einerseits eine wissenschaftliche Monographie, die den französischen Autor unter den verschiedensten Gesichtspunkten vorstellt und andererseits eine laufend auf den neuesten Stand gebrachte Informationsquelle, die über Neuerscheinungen, Übersetzungen, Veranstaltungen, Kolloquien berichtet.

Romanisches Seminar