Pressemitteilung upm

Don Quijote und sein Kampf gegen Windmühlen

Cervantes-Forscher treffen sich zu internationalem Symposium an der Universität Münster

Münster (upm), 06. Oktober 2004

[Eröffnung der Cervantestagung]
Prof. Dr. Strosetzki (re.) und Prorektor Prof. Dr. Ulrich Pfister (hinten) begrüßen Mercedes de Castro, Direktorin des Instituto Cervantes Bremen, Pedro José Sanz Serrano, spanischer Kulturattaché und Manfred Bös, Instituto Cervantes
Foto: pw   

Ob es nun um das "blutige" Gefecht mit Weinschläuchen geht oder um den berühmten Kampf gegen die Windmühlen: Die Abenteuer von Don Quijote beschäftigen die Menschen seit dem ersten Erscheinen des gleichnamigen Romans von Miguel de Cervantes. Vor fast genau 400 Jahren, im Jahr 1605, ist das Werk über den tollkühnen Narr, der sich selbst als Ritter sieht, erstmals erschienen. Dieses Jubiläum und damit das internationale "Cervantesjahr" läutet das Romanische Seminar der Universität Münster vom 6. bis 9. Oktober mit einem Symposium zum Thema "Explizite und implizite Diskurse in Cervantes' Don Quijote" ein. Unterstützt wird es hierbei von der spanischen Regierung.

So zeigten sich der spanische Kulturattaché Pedro José Sanz Serrano und die Direktorin des Instituto Cervantes Bremen, Mercedes de Castro, zur Eröffnung der Tagung glücklich über das Engagement des Romanischen Seminars der Universität Münster. Die Tagung in Münster sei die erste zentrale und von der spanischen Regierung unterstützte Wissenschaftstagung zum Cervantesjahr in Europa. "Wir freuen uns außerordentlich, dass die Ergebnisse aus Münster damit schon im Jubiläumsjahr 2005 veröffentlicht werden können", so de Castro.

Warum Cervantes noch heute aktuell ist und wie der Roman es zu Weltruhm gebracht hat, sind zwei der Fragen, mit denen sich international renommierte Cervantes-Forscher aus unterschiedlichen Disziplinen in Münster beschäftigen. Zu Beginn der Neuzeit, als der Roman entstand, wurden viele zentrale Fragen neu gestellt. Die Befreiung der von den Arabern besetzten Gebiete durch die Spanier und die Eroberung der Neuen Welt legten die Frage nach der Legitimität des Krieges nahe. Wann ist ein Verteidigungskrieg oder ein Angriffskrieg erlaubt? Welches Verhältnis soll der Intellektuelle gegenüber dem Staat, der Politik und dem Machtapparat einnehmen. Diese Fragen ziehen sich durch zahlreiche Dialoge des Werkes. Die Rede über das Goldene Zeitalter etwa fragt nach der optimalen Möglichkeit, einen Staat zu gestalten. Alle wichtigen Themen werden im Don Quijote aber so zwanglos und spielerisch angestoßen, dass dies vom Leser kaum bemerkt wird.

"Don Quijote wurde im Laufe der Literaturgeschichte vielfach neu interpretiert und ist bis heute relevant", erläutert Prof. Dr. Christoph Strosetzki vom Romanischen Seminar der Universität Münster, der die Tagung organisiert hat. In der frühen Rezeption als komische Figur angesehen, die mit der Umwelt nicht klar kommt, sei Don Quijote von den deutschen Romantikern positiv gewürdigt worden: Er bemühe sich, Ritterideale in einer unwirtlichen Zeit so zu verwirklichen, dass das Ideale und die unendliche Idee an der Wirklichkeit anstoße, diese aber zu überwinden habe.

Ermöglicht wurde die Tagung durch die Unterstützung des spanischen Kulturministeriums, des Instituto Cervantes in Bremen, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Das Instituto Cervantes ist die spanische Entsprechung zu den deutschen Goethe-Instituten und hat seinen zentralen Sitz in Madrid und in Alcalá de Henares, dem Geburtsort von Miguel de Cervantes. Es widmet sich der Förderung der spanischen Kultur in der Welt.

Programm zum "Don Quijote"-Symposium