Pressemitteilung upm

Erste Raucherstudie in einem arabischen Land

Wissenschaftler der Universität Münster standen Pate

Münster (upm), 08. Oktober 2004

[Tabakforschung]
Gemeinsam im Kampf gegen das Rauchen: Dr. Wasim Maziak (li.) und Prof. Ulrich Keil
Foto: UKM   

Trotz stetiger Aufklärung über die Gefahren des Rauchens nimmt der Tabakkonsum in vielen Ländern der Erde weiter zu. Bis zum Jahr 2025 wird die Zahl der jährlichen Todesfälle in Folge von Rauchen weltweit auf zehn Millionen ansteigen, sagen Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) voraus. 70 Prozent entfallen dabei auf die ärmeren Länder. In enger Kooperation mit dem Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin des Universitätsklinikums Münster (UKM) haben Forscher des Zentrums für Tabakforschung an der Universität Aleppo (Syrien) kürzlich die erste Studie zum Zusammenhang von Tabakkonsum und Atemwegserkrankungen in einem arabischen Land erstellt.

Nach Angaben von Dr. Wasim Maziak, Epidemiologe und Facharzt für Lungenkrankheiten sowie Leiter des Zentrums für Tabakforschung in Aleppo, hat der Tabakkonsum in Syrien mittlerweile "dramatische Ausmaße" erreicht: Etwa zwei Drittel der Männer und ein Fünftel der Frauen im mittleren Alter sind Raucher. "Damit gehört Syrien weltweit zu den Spitzenreitern", so Dr. Maziak, der zwei Jahre als Humboldt-Stipendiat an der Universität Münster tätig war. Partner des syrischen Zentrums für Tabakforschung sind neben dem Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin in Münster auch zwei US-amerikanische Universitäten sowie die WHO und die kanadische Regierung, die sich finanziell an den Forschungsarbeiten beteiligen. Eine zusätzliche Gesundheitsgefährdung ergibt sich daraus, dass immer mehr Syrer Wasserpfeife rauchen. Eine Wasserpfeifen-"Sitzung" dauert oft eine Stunde und länger. "Zigarette und Wasserpfeife führen dem Raucher zwar dieselbe Menge Nikotin zu. Jedoch inhalieren Wasserpfeifenraucher mehr Kohlenmonoxid und wesentlich mehr Teerstoffe als Zigarettenraucher, also die Substanzen, die beim Raucher Krebs erzeugen", warnt Prof. Dr. Ulrich Keil, Leiter des Instituts für Epidemiologie und Sozialmedizin des UKM. Denn auch in unseren Breiten erfreut sich das Wasserpfeiferauchen zunehmender Beliebtheit.

Die syrische Studie liefert weitere Beweise dafür, dass nicht nur die Raucher selbst, sondern auch die übrigen Haushaltsmitglieder, die den Rauch passiv einatmen, häufiger unter Atemswegserkrankungen leiden. Im Rahmen der Studie wurden in Aleppo - mit über 3 Millionen Einwohnern zweitgrößte Stadt Syriens - Aussagen zum eigenen Rauchverhalten von 2038 erwachsenen Personen gesammelt. Diese wiederum verglichen die Wissenschaftler mit den Ergebnissen von Speichelanalysen zur Cotinin-Bestimmung, eines Abbauprodukts des Nikotins, und Lungenfunktionstests, die sie bei den Befragten und ihren Familienangehörigen durchführten. Eines der Ergebnisse: Nichtraucher, die in ihren Familien des Öfteren starkem Tabakrauch ausgesetzt sind, leiden um 50 Prozent häufiger unter Bronchitis und Asthma. Ein wichtiger Faktor sind dabei die oft ärmlichen und engen Wohnverhältnisse. "Rauchfreie Zonen" gibt es in den Haushalten, in denen durchschnittlich 6,6 Personen leben, meist nicht. Die Zusammenarbeit zwischen den Instituten in Münster und Aleppo, die von der Alexander von Humboldt-Stiftung unterstützt wird, soll künftig durch den Austausch von Nachwuchswissenschaftlern noch verstärkt werden. Weitere Informationen gibt es im Internet unter http://scts-sy.org.

Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin