Pressemitteilung upm

Frühgeschichte Europas erforscht

Prof. Dr. Torsten Capelle wird 65 Jahre alt

Münster (upm), 08. Oktober 2004

Prof. Dr. Torsten Capelle vom Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Universität Münster feiert am 11. Oktober 2004 seinen 65. Geburtstag. Zum Ende des Wintersemesters tritt der international und national hoch anerkannte Hochschullehrer in den Ruhestand.

Torsten Capelle wurde in Hamburg geboren. Sein schwedisch-deutsches Elternhaus prägt bis heute seinen Lebensweg. Sein Studium in den Jahren 1960-1966 mit den Fächern Ur- und Frühgeschichte, Altnordische Philologie und Mittelalterliche Geschichte legte die Grundlagen seiner Lehr- und Forschungstätigkeit. Im Jahre 1966 wurde Prof. Capelle mit einer Dissertation über den Metallschmuck der frühmittelalterlichen Siedlung von Haithabu, die von Herbert Jankuhn angeregt wurde, promoviert. Im gleichen Jahr wurde er Wissenschaftlicher Assistent am Seminar für Ur- und Frühgeschichte Münster, wo er sich im Jahre 1969 mit Studien über elbgermanische Gräberfelder der ausgehenden Latènezeit und älteren römischen Kaiserzeit habilitierte. 1970 wurde er zum außerplanmäßigen Professor ernannt und 1972 auf eine Professur für Ur- und Frühgeschichte berufen.

Während seines Studiums, auf seinen frühen Forschungsreisen (später ergänzt durch Exkursionen in das In- und Ausland) und durch die Teilnahme auch an ausländischen Grabungen erwarb sich Prof. Capelle einen einzigartigen Überblick über die gesamte europäische Ur- und Frühgeschichte, der später durch zahlreiche Forschungsreisen von Alaska bis Sibirien und eigene, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Grabungen auf Island noch erweitert und vertieft wurde. Die Vielfalt der archäologischen Quellen prägte nachhaltig die Forschungsschwerpunkte von Prof. Capelle, die von der Bronzezeit Nordeuropas bis zum Frühmittelalter Gesamteuropas reichen. Besondere Behandlung erfuhren in fast 30 Monographien und zahlreichen Aufsätzen Themen aus dem Bereich frühgeschichtlicher Ethnien, darunter besonders zu den Wikingern, Slawen und Sachsen, zu Kunst, zum Handwerk und Transportwesen, zu Kult und Religion sowie zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Fundstoff aus fast allen europäischen Ländern wurde in diesen Veröffentlichungen ausgewertet.

Die stets fächerübergreifende wissenschaftliche Tätigkeit von Prof. Capelle kam mehreren renommierten DFG-Sonderforschungsbereichen und Graduiertenkollegs der Universität Münster zugute und er trug sehr zum international anerkannten Erfolg dieser Einrichtungen bei. Prof. Capelle prägte somit nachhaltig die Profile seines Instituts und der interdisziplinären Münsterschen Frühgeschichtswissenschaft, denn zu seinem Selbstverständnis gehört es, sein Fach als eine historische Disziplin zu erforschen und zu lehren. Die besonderen pädagogischen Fähigkeiten von Prof. Capelle zog eine sehr große Zahl von Studierenden an, von denen sehr viele im Fach Fuß fassten und die seine Forschungsschwerpunkte erfolgreich im In-und Ausland fortführen.

Der Lehr- und Forschungserfolg von Prof. Capelle an der Universität Münster war Anlass für die Universitäten Durham, Lund und Oslo, ihn als Gastprofessor zu gewinnen. Er vermittelte über die Fachwelt hinaus sein Wissen auch einer breiteren Öffentlichkeit, so besonders in der Konzipierung von und in der Mitwirkung an großen internationalen Ausstellungen, wie in Silkeborg, Hamburg-Harburg, Hannover, Oldenburg und Münster. Das groß angelegte "Reallexikon der Germanischen Altertumskunde" wird durch seine zahlreichen Beiträge nachhaltig geprägt und das jährlich stattfindende internationale Sachsensymposium verdankt ihm wesentliche Anregungen und Beiträge. Sein Rat wurde nachgefragt bei der Evaluierung des Dänischen Nationalmuseums Kopenhagen, der ältesten Sammlung des Faches, und als Fachgutachter für nationale und internationale Drittmittelgeber. Er selbst requirierte bis heute mehrere Drittmittelvorhaben für diese Universität.

Die großen Erfolge von Prof. Capelle wurden durch die Mitgliedschaft in mehreren gelehrten Gesellschaften gewürdigt, darunter in der altehrwürdigen Kungl. Humanistiska Vetenskapssamfundet (Royal Society of Letters) in Lund, als Korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archäologischen Institut und als Mietglied in der Altertumskommission in Westfalen.

Für Prof. Capelle war es selbstverständlich, während seiner 38-jährigen Tätigkeit in der akademischen Selbstverwaltung mitzuwirken, unter anderem als Dekan des früheren Fachbereichs "Alte und Außereuropäische Sprachen und Kulturen".

Am 1. Februar 2005 um 11.15 Uhr hält Prof. Capelle seine Abschiedsvorlesung im Fürstenberghaus am Domplatz 20-22.

Seminar für Ur- und Frühgeschichte