Pressemitteilung upm

Herzfehler beim ungeborenen Kind frühzeitig erkennen

Experten diskutieren neue Methoden in Diagnose und Therapie

Münster (upm), 13. Oktober 2004

[Dr. Klockenbusch]
Dr. Klockenbusch mit einem neuen Erdenbürger
Foto: UKM   

Ein halbes bis ein Prozent aller Babys wird mit einer Herzerkrankung geboren. Je früher der Herzfehler erkannt wird, desto besser stehen die Chancen, dass das Kind später ein normales, gesundes Leben führen kann. Am Samstag, 23. Oktober 2004, veranstalten die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Münster (UKM) von 9 bis 17 Uhr gemeinsam eine Fachtagung zu diesem Thema. "Fetale Herzerkrankungen" lautet der Titel des 8. Münsteraner Perinatal-Symposiums, zu dem Prof. Dr. Ludwig Kiesel, Leiter der Universitätsfrauenklinik, gemeinsam mit Prof. Dr. Erik Harms (Allgemeine Pädiatrie) und Prof. Dr. Johannes Vogt (Kinderkardiologie) einlädt. Etwa 200 Fachleute aus dem gesamten deutschsprachigen Raum sowie aus Skandinavien werden zu dem Symposium erwartet.

Dank modernster diagnostischer Methoden kann an einem ausgewiesenen Zentrum der Spitzenversorgung wie dem Perinatalzentrum des UKM, dessen Einzugsgebiet bis an Rhein und Elbe reicht, in über 90 Prozent der Fälle eine angeborene Herzerkrankung weit vor dem Geburtstermin erkannt werden. "Teamarbeit ist bei der Behandlung des ungeborenen Patienten unerlässlich", betont Privatdozent Dr. Walter Klockenbusch, Leiter des Bereichs Geburtshilfe der Universitäts-Frauenklinik. Daher werden bei der Tagung Pränatalmediziner, Geburtshelfer, Neonatologen, Kinderkardiologen und ein Herzchirurg die Problematik von Herzerkrankungen beim ungeborenen Kind jeweils aus ihrer fachlichen Perspektive beleuchten und neue Techniken in Diagnostik und Therapie diskutieren. Zur hochkarätig besetzten Referentenliste zählen mit Prof. Dr. Bernhard-Joachim Hackelöer, Leiter der Abteilung für Pränatalmedizin und Ultraschalldiagnostik der Frauenklinik des Allgemeinen Krankenhauses Barmbek in Hamburg, und Prof. Dr. Sturla Eik-Nes vom Universitätsklinikum Trondheim (Norwegen) zwei der "profiliertesten Pränatalmediziner Europas", so Klockenbusch.

Im Laufe der vergangenen zwanzig Jahre hat die Ultraschall-Diagnostik enorme Fortschritte gemacht. Dr. Johannes Steinhard, Leiter des pränatalmedizinischen Bereiches der Universitäts-Frauenklinik, wird bei der Tagung als innovatives Verfahren die Gewebe-Doppler-Sonographie vorstellen. "Diese Technik ist bislang erst in wenigen Kliniken in der Erwachsenen-Kardiologie im Einsatz", erläutert Steinhard. "Wir leisten am UKM zurzeit Pionierarbeit, um die Gewebs-Doppler-Ultraschalluntersuchung auch für die Perinatalmedizin nutzbar zu machen." Auf besonderes Interesse dürfte auch der Vortrag von Privatdozent Dr. Matthias Meyer-Wittkopf vom Universitätsklinikum Tübingen über "Möglichkeiten und Grenzen der 3D- und 4D-Sonographie" stoßen.

Wird der Herzfehler eines Kindes frühzeitig erkannt, kann die weitere Schwangerschaft optimal überwacht werden. "Im Perinatalzentrum erörtern Gynäkologen, Kardiologen und andere beteiligte Fachärzte als Teamkollegen das jeweils günstigste Vorgehen während der Schwangerschaft, bei der Geburt und danach und klären die Eltern darüber auf, was auf sie zukommt", so Klockenbusch. Neben strukturellen Herzfehlern wie beispielsweise einem Loch in der Herzscheidewand werden auch funktionelle Herzerkrankungen wie Herzrhythmusstörungen am Perinatalzentrum behandelt: "Wenn das Herz des Kindes beispielsweise zu schnell schlägt, geben wir Medikamente, da eine Beeinträchtigung der kindlichen Entwicklung dadurch meist abgewendet werden kann. Bei einer solchen Behandlung muss auch der gesundheitliche Zustand der Mutter genauestens mitüberwacht werden." Dennoch könnten, so Klockenbusch weiter, in den meisten Fällen die Babys ganz normal geboren werden. Auch bei angeborenen Herzfehlern sei ein Kaiserschnitt nicht unbedingt erforderlich.

Das Perinatal-Symposium findet im Hörsaal des Instituts für Anatomie, Vesaliusweg 2-4 in Münster statt. Die Tagungsgebühr beträgt 60 Euro. Anmeldungen werden telefonisch unter 0251/83-48212 oder per E-Mail unter ottensk@mednet.uni-muenster.de entgegengenommen. Für Kurzentschlossene gibt es eine Tageskasse.

Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe