Pressemitteilung upm

Ein Forscherleben für den Text

Prof. Dr. Maximilian Scherner wird 65 Jahre alt

Münster (upm), 15. Oktober 2004

Prof. Dr. Maximilian Scherner vom Germanistischen Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität feiert am 19. Oktober 2004 seinen 65. Geburtstag. Nach 26 Jahren Forschung und Lehre in Münster tritt der Hochschullehrer zum Ende des Wintersemesters 2004/2005 in den Ruhestand.

Der in Kassel geborene Jubilar nahm sein Studium im Jahre 1960 an der Universität Mainz in den Fächern Deutsch, Altphilologie mit dem Schwerpunkt Lateinische und Mittellateinische Philologie, Pädagogik und Philosophie auf. Es folgten Studienaufenthalte in Wien und München, bevor er im Jahr 1966 sein Studium in Münster mit der 1. philologischen Staatsprüfung beendete. Nach erfolgreich mit der 2. Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien absolviertem Referendariat im Jahre 1970 unterrichtete Maximilian Scherner zunächst bis 1972 als Lehrer am Overberg-Kolleg in Münster. Die in der Schulpraxis gesammelten Erfahrungen sollten für seine spätere wissenschaftliche Arbeit von erheblicher Bedeutung sein.

1972 verließ er den Schuldienst und wurde an der Pädagogischen Hochschule Westfalen-Lippe, wissenschaftlicher Assistent. 1976 habilitierte er sich in Münster und arbeitete im Anschluss als Dozent an der PH Rheinland, Abteilung Köln. 1978 nahm er einen Ruf auf die Professur für Deutsche Philologie mit dem Schwerpunkt Sprachwissenschaft und Sprachdidaktik an der Universität Münster an, wo er seitdem kontinuierlich in Forschung und Lehre arbeitet.

Seit Beginn seiner wissenschaftlichen Arbeit verfolgte Prof. Scherner das Ziel, die fachliche Trennung von Sprach- und Literaturwissenschaften in der Deutschlehrerausbildung zu überwinden. Der Gegenstand, der ihm dazu am geeignetsten erschien, war der "Text". So verwundert es nicht, dass Scherner an der Etablierung der Textlinguistik als einer eigenständigen sprachwissenschaftlichen Disziplin erheblichen Anteil hatte. Seit Anfang der 70er Jahre gilt sein Forschungsschwerpunkt dabei vor allem kognitiven Aspekten der Texttheorie. Seine 1984 erschienene Publikation "Sprache als Text" gehört bis heute zu den Grundlagenwerken der Textlinguistik. Auch im Bereich der Textdidaktik veröffentlichte er bereits in den 70er Jahren Sprachlehrwerke für den Schulgebrauch, die in mehreren Auflagen bis in die 80er Jahre nachgedruckt wurden.

Über die Sprachwissenschaft hinaus bekannt wurde Scherner durch seine grundlegenden Beiträge zur Begriffsgeschichte, etwa im "Historischen Wörterbuch der Philosophie" oder dem "Archiv für Begriffsgeschichte". Zahlreiche Übersetzungen seiner Arbeiten, unter anderem ins Koreanische und Portugiesische, zeugen von der auch internationalen Anerkennung und Bedeutung seiner Forschungen.

Prof. Scherner hat sich stets für eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Germanistik eingesetzt, unter anderem durch seine Vorstandsarbeit im Deutschen Germanistenverband. In der universitären Lehre bietet er bis heute Veranstaltungen zu textlinguistischen Phänomenen des Textverstehens und der Textdidaktik an. Bei den Studierenden war Prof. Scherner trotz hoher Anforderungen in Seminaren und Hausarbeiten beliebt.Darüber hinaus begleitete er in seinem Fachgebiet zahlreiche Dissertationen und Habilitationen.

Obwohl Prof. Dr. Scherner nach seiner Emeritierung weiterhin wissenschaftliche Projekte verfolgen wird und somit der Textlinguistik und der germanistischen Forschung erhalten bleibt, verliert die Universität Münster zum Ende des Wintersemesters einen vielseitig ausgebildeten und versierten Philologen, dem es stets ein Anliegen und wissenschaftliches Bedürfnis war, "über den Tellerrand hinaus zu schauen".

Abteilung Didaktik der deutschen Sprache und Literatur