Pressemitteilung upm

Gemeinsam im Kampf gegen Antibiotika resistente Bakterien

In Münster wird Europäisches Labornetzwerk zur Typisierung von Krankheitserregern gegründet

Münster (upm), 21. Oktober 2004

Um der Ausbreitung von Antibiotika resistenten Bakterien wie den bekannten MRSA-Staphylokokken entgegenzuwirken, treffen sich vom 3. bis zum 5. November 2004 Experten aus 19 europäischen Ländern am Institut für Hygiene des Universitätsklinikums Münster (UKM). Bei diesem Symposium wird ein europäisches Labornetzwerk zur Typisierung von Krankheitserregern gegründet. Das Institut für Hygiene wird von Münster aus in Kooperation mit dem Robert Koch Institut (RKI) das Labornetzwerk mit dem Namen SeqNet.org initiieren und koordinieren.

Das Symposium soll die Grundlage für eine gemeinsame Laborsprache zur Typisierung von multiresistenten Krankheitserregern wie Methicillin resistenten Staphylokokken, auch kurz MRSA genannt, legen. Vor allem wird durch Einsatz einer in Kooperation mit dem Hygiene-Institut entwickelten speziellen Laborsoftware erstmalig die kontinuierliche und flächendeckende Synchronisierung und Kommunikation der Laborergebnisse möglich, so die Koordinatoren des Projekts Prof. Dr. Wolfgang Witte vom Nationalen Referenzzentrum für Staphylokokken am RKI und Dr. Alexander Friedrich vom münsterschen Hygiene-Institut. Der Leiter des Instituts für Hygiene, Prof. Dr. Helge Karch, und der Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie des UKM, Prof. Dr. Georg Peters, sind sich darin einig, dass hiermit erstmalig die Grundlage für eine grenzüberschreitende Beobachtung von Infektionen geschaffen wird. Insbesondere werde dadurch die Etablierung von Frühwarnsystemen möglich.

Der Wundkeim "Staphylococcus aureus" verursacht weltweit die meisten im Krankenhaus erworbenen Infektionen. Besonders kritisch sind dabei Infektionen durch Methicillin-resistente Staphylokokken, für die es nur noch wenige Möglichkeiten der Antibiotika-Therapie gibt. Die weltweit erfolgte Zunahme der Häufigkeit von MRSA beruht auf der weiten Verbreitung von ganz bestimmten Epidemiestämmen in Krankenhäusern und zwischen den Krankenhäusern, für die es keine Ländegrenzen gibt. Durch Typisierung sind derartige Stämme rechtzeitig erkennbar. Beispielsweise beträgt der Anteil von MRSA in Großbritannien mittlerweile bereits 60 Prozent. Das Besorgnis erregende Ausmaß dieser Entwicklung wurde erst kürzlich durch den Bericht der britischen Fachzeitschrift "The New Scientist" hervorgehoben, demzufolge in Großbritannien in den vergangenen Jahren die Zahl der an MRSA-Infektionen verstorbenen Patienten steil angestiegen ist . In Frankreich ging das Thema MRSA durch die Presse, als Anfang des Jahres der Schauspieler Guillaume Depardieu, Sohn des in Deutschland bekannteren Schauspielers Gérard Depardieu, wegen einer MRSA-Infektion ein Bein durch Amputation verlor. In Deutschland wurde in den letzten Jahren ein steiler Anstieg von drei Prozent auf zirka. 25 Prozent beobachtet. Neben verlängerten und schwereren Krankheitsverläufen bedeutet das Auftreten von MRSA äußerst arbeitsaufwändige und für das Krankenhaus sehr teure Konsequenzen, im Extremfall sogar die Schließung ganzer Stationen.

Das rechtzeitige Erkennen des Auftretens und der Verbreitung von MRSA ist eine wichtige Grundlage für das Einleiten von Gegenmaßnahmen, die vor allem die Krankenhaushygiene und den verantwortungsbewussten Umgang mit Antibiotika betreffen.

Ansprechpartner: Dr. Alexander Friedrich, Institut für Hygiene des UKM, Tel. 0251/ 83 55366, Prof. Dr. Wolfgang Witte, Nationales Referenzzentrum für Staphylokokken, Robert Koch Institut, Tel. 03943/ 679 246.

Institut für Hygiene