Münster (upm), 15. November 2004
Nach 1945 ging in den Niederlanden ein Großteil der Gesellschaft mit der jüngeren politischen Vergangenheit des Landes sehr polarisierend um: Gut waren alle, die zur Zeit der deutschen Besatzung Widerstand leisteten, schlecht alle, die kollaborierten oder sogar selbst Nazis wurden. Doch nicht nur sie wurden nach dem Krieg verachtet, auch ihre Kinder bekamen die Strafe der Gesellschaft für die Taten ihrer Eltern am eigenen Leib zu spüren. In der Schule wurden sie zu Außenseitern und auch im Beruf fanden Diskriminierungen statt. Die Betroffenen fanden sich schließlich in Interessenvereinen zusammen.
Ein Kolloquium des Niederlande-Zentrums der Universität Münster mit dem Titel "Schuldig geboren - Kinder niederländischer Nazis nach 1945" beschäftigt sich am 18. November von 15 bis 18 Uhr im Haus der Niederlande in Münster (Alter Steinweg 6/7) mit dem Schicksal dieser Menschen. Zu Gast wird Rinke Smedinga sein, der selbst betroffen ist, und über seine Erfahrungen mit diesem Thema sprechen wird. Prof. Peter Romijn vom niederländischen Institut für Kriegsdokumentation in Amsterdam wird ein Forschungsprojekt seines renommierten Instituts zu diesem Thema vorstellen.