Pressemitteilung upm

Bypass-Operation am schlagenden Herzen

Eingriffe ohne Herz-Lungen-Maschine nehmen zu

Münster (upm), 26. November 2004

Bypass-Operationen werden künftig vermehrt am schlagenden Herzen, das heißt ohne Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine, durchgeführt. Diese Einschätzung äußerten Experten kürzlich bei einem gemeinsamen Symposium der Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie und der Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin des Universitätsklinikums Münster (UKM). Hintergrund ist der zunehmende Kostendruck und die Effizienzsteigerung, die auch vor den Universitätskliniken nicht Halt macht.

Neben Kostensenkungen durch den Verzicht auf die Herz-Lungen-Maschine verspricht man sich von der so genannten "Offpump-Chirurgie" geringere Personalkosten, kürzere Aufenthalte auf der Intensivstation, ein geringeres Schlaganfallrisiko und weniger Blutungskomplikationen als bei den herkömmlichen Operationsverfahren. Allerdings wurde die Methode hier zu Lande in den vergangenen Jahren durch die Krankenkassen überhaupt nicht vergütet, was sich aber mittlerweile im Zuge der Umstellung auf das DRG-System, das heißt der Abrechnung von Krankenhausleistungen nach einheitlichen Fallpauschalen, geändert hat.

Als Experten für die koronare Bypass-Operation am schlagenden Herzen konnten die Veranstalter des Symposiums die Professoren P. Sergeant und P. Wouters aus dem Mekka der Offpump-Chirurgie, der Universitätsklinik Leuven (Belgien), begrüßen. In Leuven wird diese Operationsmethode heute bei nahezu allen Patienten durchgeführt. Dabei werden exzellente Ergebnisse erzielt, was dem Verfahren in zahlreichen Herzzentren zum absoluten Durchbruch verhalf. In Deutschland gehört das Universitätsklinikum Münster zu den Vorreitern der Offpump-Chirurgie. Hier wird diese Technik in ausgewählten Fällen bereits seit 1996 angewandt. Insgesamt werden in Deutschland jedoch die meisten chirurgischen Eingriffe zur Widerherstellung der Durchblutung des Herzens nach wie vor mit Hilfe der Herz-Lungen-Maschine durchgeführt. Im Jahr 2003 standen gerade einmal 3.550 Operationen nach dem neuen Verfahren 6.8286 Eingriffen nach herkömmlicher Methode gegenüber.

Bei der Veranstaltung in Münster gaben die Gäste aus Belgien am frühen Morgen zunächst eine für alle Teilnehmer äußerst interessante Vorlesung zum Thema, wobei sie ihre Methodik sowie ihre Behandlungsstrategie und -techniken darstellten. Besonders betont wurde dabei die notwendige intensive Zusammenarbeit zwischen Anästhesisten und Herzchirurgen. Sie ist unverzichtbar, um sicher am senkrecht aus dem Brustkorb ragendem Herzen beziehungsweise dessen Hinterwand zu arbeiten. Anschließend bewiesen die Gäste ihr Können bei einer live übertragenen Operation. Dabei wurden einem Patienten drei arterielle Bypässe am schlagenden Herzen angelegt. Die Moderation erfolgte durch Prof. Däbritz aus München und Prof. Schmid vom UKM, die beide bereits über große Erfahrungen in der Offpump-Chirurgie verfügen. Der operative Eingriff verlief - ebenso wie die Live-Übertragung vom OP in den Hörsaal - perfekt und ohne Komplikationen.

Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie