Pressemitteilung upm

Experte antiker Überlieferungsgeschichte

Prof. Dr. Martin Sicherl wird 90 Jahre alt

Münster (upm), 10. Dezember 2004

Prof. Dr. Martin Sicherl, emeritierter Hochschullehrer für Klassische Philologie und ehemaliger Direktor des damaligen Instituts für Altertumskunde der Westfälischen Wilhelms-Universität, feiert am 14. Dezember 2004 seinen 90. Geburtstag.

Martin Sicherl war von seiner Berufung im Jahre 1963 bis zu seiner Emeritierung 1982 Ordinarius für das Fach Griechisch am Institut für Klassische Philologie (ehemals Institut für Altertumskunde) der Universität Münster. Diese fast zwanzigjährige Münsteraner Zeit schloss einen vielfältigen Werdegang ab. 1914 im westböhmischen Mirschowitz geboren, studierte Sicherl an der Deutschen Universität in Prag Klassische Philologie. Seine Dissertation über griechische Zauberpapyri von 1937 brachte ihm für 1937/38 ein Jahresstipendium in Rom ein. In dieser Zeit begann Sicherls Beschäftigung mit seinem späteren Hauptarbeitsfeld, der Erforschung griechischer und lateinischer Handschriften. Durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges unterbrochen, konnte der berufliche Weg als Wissenschaftler nach Kriegs- und Schuldienst erst ab 1950 an der Universität Mainz fortgesetzt werden. Sicherl habilitierte sich dort 1955 über 'Die Handschriften, Ausgaben und Übersetzungen von Iamblichos De mysteriis'.

Die Leistung, die Prof. Sicherl als Forscher erbrachte, ist beeindruckend: Zahlreiche Veröffentlichungen und Vorträge im In- und Ausland behandeln Themen aus dem gesamten Gebiet der antiken Literatur. Der Schwerpunkt lag freilich auf der Erforschung der antiken Überlieferungsgeschichte. Auf diesem Gebiet konnte er international anerkannte Maßstäbe setzen, indem er die Überlieferungsgeschichte mit Kulturgeschichte, Handschriftenkunde und Forschungen zum griechischen Humanismus verband. Noch seine derzeitigen Arbeiten kommen diesem Bereich der Altertumskunde zugute: In einem internationalen, von Prof. Sicherl begründeten und geleiteten Forschungsvorhaben sollen erstmals die Gedichte des Kirchenvaters Gregor von Nazianz kritisch herausgegeben werden. Der Görres-Gesellschaft, die dieses Projekt fördert, ist Prof. Sicherl seit vielen Jahrzehnten eng verbunden.

Doch auch als Hochschullehrer wirkte Prof. Sicherl sehr erfolgreich. Er machte seine Studenten durch thematisch breitgestreute Veranstaltungen ebenso wie durch Exkursionen nach Sizilien mit der antiken Literatur und Kultur vertraut, brachte aber auch sein Spezialgebiet, etwa durch Fahrten zu Handschriftensammlungen,in die Lehre ein. Begeisterung für die Beschäftigung mit der Antike und ihren Nachwirkungen zu erwecken, war Prof. Sicherl ein Anliegen. Aus dieser Lehrtätigkeit ging eine nicht geringe Zahl von Doktoranden und Habilitanden hervor.

Institut für Klassische Philologie