Pressemitteilung upm

Abenteuer des Alltagslebens

Prof. Dr. Hans-Jürgen Teuteberg wird 75 Jahre alt

Münster (upm), 16. Dezember 2004

[Prof. Teuteberg]
Prof. Dr. Hans Jürgen Teuteberg
Foto: privat   

Prof. Dr. Hans Jürgen Teuteberg, der von 1974 bis 1995 Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der neueren und neuesten Zeit am Historischen Seminar der Universität Münster lehrte, wird am 18. Dezember 2004 75 Jahre alt. Die Unternehmens-, Verkehrs- und Agrargeschichte sowie der Strukturwandel des früheren Alltagslebens in Deutschland, ganz besonders der Familie, ihrer Wohnformen und täglichen Ernährung, bildeten Schwerpunkte seiner Forschungen.

Als Präsidialmitglied der "Deutschen Gesellschaft für Ernährung" rief er 1977 die multidisziplinäre "Arbeitsgemeinschaft Ernährungsverhalten" (AGEV) und 1989 die "International Commission for Research into European Food History" (ICREFH) in Münster ins Leben und leitete von 1983 bis 1989 den Sonderforschungsbereich "Vergleichende historische Städteforschung" der Universität. Bis zu seiner Emeritierung verstand er es, in seinen mehr als 100 Lehrveranstaltungen viele Hörer und Seminarteilnehmer anzulocken, da er neben großen Übersichten besonders gern dem komplexen historischen Ursachengeflecht aktueller Probleme nachzugehen pflegte und damit immer wieder neue Themen anschlug.

Prof. Teuteberg, der zeitweise das schwierige Amt des Dekans der 45 Fächer umfassenden Philosophischen Fakultät bekleidete, gehörte vielen wissenschaftlichen Vereinigungen, Fachausschüssen und Beiräten an und wurde nicht nur zu zahlreichen Vorträgen im In- und Ausland, sondern auch zu längeren Gastprofessuren eingeladen, so in die USA nach Japan, China und Österreich. Der aus einem alten südniedersächsischen Bauerngeschlecht stammende und in Ostberlin aufgewachsene Jubilar, der zunächst eine journalistische Ausbildung absolvierte und eine Studentenzeitung gründete, hat ähnlich seinem Göttinger Lehrer Wilhelm Treue, dem "Vater der modernen Unternehmens- und Technikgeschichte", das Schreiben immer als eine höchst sinnvolle Art der Lebenserfüllung empfunden und über 200 akademische Publikationen herausgebracht, darunter 29 selbständige Schriften.

Die nordwestdeutsche, besonders aber die westfälische Landesgeschichte, verdankt ihm ein Dutzend Einzelstudien, wie über bekannte Textilunternehmerfamilien, den Einfluss der preußischen Agrarreformen auf die bäuerliche Betriebsorganisation und Produktion, die Geschichte des Handwerks im 19. und 20. Jahrhundert sowie die Rolle des Dortmund-Ems-Kanals für die Getreideversorgung des Ruhrgebiets. Zusammen mit seinen Assistenten verfasste er eine umfassende neue Übersicht über die Wirtschaft Westfalens im Industriezeitalter. Als Vertreter der Universität Münster gehörte er der Jury an, die den Historikerpreis der Stadt Münster verleiht.

Ein Stuttgarter Verlag hat rechtzeitig zum Geburtstag von Prof. Teuteberg 16 Abhandlungen aus seinem großen Schüler- und Freundeskreis unter dem Titel "Die Revolution am Esstisch - Neue Studien zur Nahrungskultur des 19./20. Jahrhunderts" heraus gegeben. Diese werden durch zwei neue Abhandlungen des Jubilars ergänzt, die sich mit den Potenzialen und Hindernissen heutiger Ernährungspolitik sowie der Entwicklung der "Hausmutter" zur modernen "Hausfrau" im 18./19. Jahrhundert am Beispiel der Küchenarbeit beschäftigen.

Historisches Seminar