Pressemitteilung upm

Rheuma an der Wurzel packen

Orthopäde am Universitätsklinikum Münster erforscht Möglichkeiten der Gentherapie

Münster (upm), 29. April 2005

[Prof. Dr. Thomas Pap]
Prof. Dr. Thomas Pap
Foto: upm   

Rheumatische und andere degenerative Gelenkerkrankungen zählen nach wie vor zu den häufigsten Ursachen für Invalidität und Frühberentung. Die bislang nur symptomatisch behandelbaren Erkrankungen durch die Entwicklung einer gezielten Gentherapie an der Wurzel zu packen, ist das Ziel der Forschungsarbeiten von Prof. Dr. Thomas Pap. Er ist vor kurzem von der Universität Magdeburg als Leiter des neu eingerichteten Bereichs für Molekulare Medizin des muskuloskelettalen Systems an die Klinik für Allgemeine Orthopädie des Universitätsklinkums Münster (UKM) gewechselt.

Das Thema Gelenkrheumatismus steht seit Beginn seiner wissenschaftlichen Karriere im Mittelpunkt der Forschungsaktivitäten des 38-jährigen Mediziners. Zum einen fahndet er nach Genen, die beim Rheuma eine besondere Rolle spielen, zum anderen sucht er nach geeigneten Möglichkeiten, um entsprechend modifizierte Gene in den Körper einzubringen und die Erkrankung dadurch im Sinne einer Gentherapie zu bekämpfen.

Zwar hat es bei der Behandlung des entzündlichen Gelenkrheumas, die sich bislang im Wesentlichen auf die Verabreichung von Medikamenten zur Schmerzbekämpfung und Entzündungshemmung konzentrierte, vor wenigen Jahren einen Durchbruch gegeben. Allerdings sind die neuen Therapien mit biologisch hergestellten Eiweißen, die gezielt einzelne Entzündungsfaktoren bekämpfen, mit rund 20.000 Euro pro Patient und Jahr nicht nur enorm teuer, sondern die Injektionen schlagen nach Angaben Paps auch nur bei etwa 70 Prozent der Betroffenen an. Außerdem sei damit die Gelenkzerstörung oft nicht ausreichend in den Griff zu bekommen, sondern sie schreite kontinuierlich voran.

Genau hier, bei der Steuerung der fortschreitenden Schädigung von Knorpeln und Knochen, setzen die Forschungen von Prof. Pap an. Um die Gelenkzerstörung zu unterbinden, geht er allerdings einen anderen Weg: Statt ein Medikament von außen zu injizieren, soll der Körper dazu gebracht werden, es selbst zu produzieren. Bei dem "Medikament", das Pap vorschwebt, handelt es sich um Eiweiße, die den "programmierten Zelltod" von zerstörerischen Zellen der Gelenkinnenhaut von Rheumatikern positiv beeinflussen. Der programmierte Zelltod ist eine wichtige Reaktion des gesunden Körpers, die unter anderem bewirkt, dass kranke Zellen absterben und sich nicht weiter verbreiten und Unheil anrichten. Rheumazellen, so Prof. Pap, widerstehen offensichtlich diesem natürlichen Mechanismus. Seine Grundidee ist es daher, die dafür verantwortlichen Gene zu identifizieren, um sie anschließend im Labor entsprechend zu modifizieren und über geeignete "Genfähren" in den Körper des Rheumakranken zu schleusen. Dort sollen sie dann die "richtigen" Proteine bilden, die dem zerstörerischen Treiben von Zellen der Gelenkinnenhaut Einhalt gebieten.

Wenngleich die bisherigen Forschungsergebnisse an Tiermodellen und Zellkulturen viel versprechend sind, will der Mediziner doch keine voreiligen Hoffnungen wecken. Bis die Erkenntnisse der Grundlagenforschung in erste klinische Studien münden, vergehen nach seiner Einschätzung noch mehrere Jahre. Sollten sich indes die Erwartungen an die Gentherapie bestätigen, so würde dies in der Tat einen Durchbruch in der Rheumabehandlung bedeuten.

Klinik für Allgemeine Orthopädie