Pressemitteilung upm

Nadeln erleichtern die Geburt

Immer mehr Frauen kommen in die Akupunktur-Sprechstunde der Universitäts-Frauenklinik

Münster (upm), 06. Januar 2005

[Akupunktur]
Knapp eine halbe Stunde bleiben die Nadeln in den Beinen. Immer mehr Frauen setzen in der Geburtsvorbereitung auf Akupunktur.
Foto: UKM   

Immer mehr werdende Mütter setzen heute zur Geburtserleichterung oder bei Beschwerden in der Schwangerschaft auf Akupunktur. "Die Geburt verläuft deutlich zügiger", weiß Marit W. aus Erfahrung. Während sie bei ihrem ersten Kind rund 14 Stunden im Kreißsaal war, kam das Geschwisterchen bereits nach drei Stunden zur Welt. Deshalb stand es für die 30-Jährige, die in knapp drei Wochen zum dritten Mal Nachwuchs erwartet, auch außer Frage, sich wieder akupunktieren zu lassen. Gemeinsam mit fünf anderen Schwangereren sitzt sie in einem gemütlichen Raum im Kreißsaal des Universitätsklinikums Münster (UKM) zusammen, plaudert angeregt und verzieht keine Miene, als ihr die leitende Hebamme Bettina Zumkley-Focke gezielt vier Nadeln in jedes Bein piekst, die dort nun eine knappe halbe Stunde lang stecken bleiben.

Auch viele Mediziner stehen diesem Zweig der traditionellen chinesischen Medizin mittlerweile aufgeschlossen gegenüber. "Der Muttermund wird weicher und die Eröffnungsphase bei der Geburt dadurch verkürzt", verweist Privatdozent Dr. Walter Klockenbusch, leitender Oberarzt des Bereichs Geburtshilfe an der münsterschen Universitäts-Frauenklinik auf positive Erfahrungen mit der Akupunktur. Als hilfreiche Unterstützung zu den etablierten Behandlungsmethoden haben sie sich auch bei speziellen Problemen in der Schwangerschaft erwiesen, wie etwa bei Wassereinlagerungen. "Als Regulationstherapie stellt die Akupunktur bei Störungen oft das Gleichgewicht im Körper wieder her", betont Klockenbusch.

Seit mittlerweile schon vier Jahren ist die Akupunktur im Bereich der Geburtshilfe am UKM fest etabliert. Zum Einsatz kommt sie sowohl zur Vorbereitung als auch zur Entspannung der jungen Mutter während der Geburt selbst. Dass dieses Verfahren an der Universitäts-Frauenklinik Münster seinen Platz gefunden hat, geht neben der Aufgeschlossenheit der ärztlichen Leitung gegenüber dieser Methode vor allem auf das besondere Engagement der hier tätigen Hebammen zurück. Ein großer Teil des Hebammen-Teams hat sich in diesem Bereich der traditionellen chinesischen Medizin speziell ausbilden lassen und verfügt inzwischen über große Erfahrungen damit. Im Schnitt kommen heute jeden Mittwochmorgen um 11 Uhr um die fünf bis sechs Frauen ab der 36. Schwangerschaftswoche in die Akupunktur-Sprechstunde der Uni-Frauenklinik.

Viele junge Mütter, die zum ersten Mal kommen, sind zunächst überrascht, dass am Universitätsklinikum neben den modernsten Möglichkeiten der westlichen Medizin auch Verfahren wie die Akupunktur angeboten werden. Noch immer denken manche bei einem Uni-Klinikum fälschlicherweise in erster Linie an High Tech und Apparatemedizin. Dass die Realität ganz anders aussieht, erleben die Frauen, die in die Akupunktur-Sprechstunde kommen, ganz unmittelbar. "Die Betreuung ist super", schwärmt die 33-jährige Ulrike, die in wenigen Tagen am UKM ihr erstes Kind zur Welt bringen wird. Und auch Alexandra, die zunächst mit einem Schwangeren-Diabetes zu kämpfen hatte und die ersten 19 Wochen ihrer Schwangerschaft liegen musste, ist jetzt guten Mutes, dass nach drei Fehlgeburten dieses Mal alles glatt geht. Als Bettina Zumkley-Focke ihr die Nadeln ins Bein steckt, zuckt sie nicht einmal mit der Wimper. "Erst war ich ja skeptisch", gibt sie zu. "Aber es tut überhaupt nicht weh."

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