Pressemitteilung upm

Ursprüngliche Sprache der Indios

Europäische Ethnologen und Sprachwissenschaftler tagen an der Universität Münster

Münster (upm), 17. Februar 2005

Mit den Sprachen und Völkern des Tupí-Sprachstammes, insbesondere der Tupí-Guaraní-Sprachen in Paraguay, Brasilien, Bolivien und Argentinien, beschäftigt sich am 27. und 28. Februar 2005 ein internationales Kolloquium an der Universität Münster. Veranstalter dieser sprachwissenschaftlichen und ethnologischen Tagung zum Thema "Der aktuelle Stand der europäischen Forschung zum Tupí-Guaraní und Tupí" sind das Lateinamerika-Zentrum (CeLA) und das Romanischen Seminar der Westfälischen Wilhelms-Universität. Die im Gästehaus der Universität "Villa Terfloth" (Tondernstraße 15 - 17) stattfindende Tagung ist öffentlich und wendet sich an alle interessierten Lehrkräfte, Studierende und Freunde des Guaraní.

Unter der Leitung von Prof. Dr. Wolf Dietrich arbeiten Mitarbeiter der Romanischen Seminare der Universität Münster und Kiel an dem Projekt "Atlas Lingüístico Guaraní-Románico" (ALGR). Ziel des Projekts ist die Erstellung einer empirischen Grundlage für die Beschreibung der sprachlichen Verhältnisse im Gebiet des kolonialen Paraguay, das heute Paraguay und angrenzende Zonen in Argentinien und Brasilien (früher bis nach Uruguay hinein) umfasst. Das Gebiet ist durch eine in der kolonialen Geschichte begründete Zweisprachigkeit Guaraní-Spanisch beziehungsweise Guaraní-Portugiesisch gekennzeichnet. Guaraní ist in Paraguay seit 1992 zweite offizielle Sprache und wird öffentlich gefördert, in der angrenzenden argentinischen Provinz Corrientes ist dies seit Oktober 2004 der Fall. Das von zirka fünf Millionen Menschen gesprochene Guaraní ist von einer ursprünglichen Indiosprache zur Sprache der Criollos, der normalen Staatsbürger geworden. Guaraní gehört zur weit verbreiteten Familie der über 30 Tupí-Guaraní-Sprachen, die auch heute noch von zahlreichen Ethnien in einem Gebiet, das von Französisch-Guayana über den brasilianischen und peruanischen Amazonasraum sowie Ostbolivien und Ostparaguay bis Nordargentinien und Südbrasilien reicht, gesprochen werden. Die Tupí-Guaraní-Sprachen bilden selber wiederum nur eine Familie innerhalb des übergeordneten Stammes der Tupí-Sprachen.

Die Referenten - europäische Linguisten und Ethnologen - werden unterschiedliche Aspekte der gegenwärtigen linguistischen Forschungen zu den Sprachen und Völkern des Tupí-Sprachstammes vorstellen und diskutieren. In diesem Rahmen werden Fragen der Syntax, der Grammatik, des Sprachkontakts, der Soziolinguistik und Sprachnormierung sowie der Sprachgeschichte und genetischen Klassifikation behandelt. Als Gast aus Lateinamerika wird der argentinische Abgeordnete Walter Insaurralde über die Sprachpolitik in der Provinz Corrientes/Argentinien sprechen.

Anmeldungen für das Kolloquium noch möglich über das Lateinamerika-Zentrum, Tel. 0251/83 29337), Fax 0251/83-25306) und E-Mail cela@uni-muenster.de. Genauere Informationen über die veranstaltung sind unter http://www.uni-muenster.de/CeLA/CeLAak.htm auch im Internet zu finden.

Lateinamerika-Zentrum