Pressemitteilung upm

Lebensräume der Eier und Raupen

Frühstadien länger unter Selektionsdruck als ausgewachsene Falter

Münster (upm), 23. Februar 2005

[Widderchen]
Thymian-Widderchen bei der Nektaraufnahme an Natternkopf
   

Schmetterlinge haben in der tierökologischen Forschung neben Vögeln von jeher besondere Aufmerksamkeit gefunden. Dennoch sind einzelne Teildisziplinen der Schmetterlingskunde bis in die heutige Zeit hinein eher stiefmütterlich behandelt worden. Dazu zählt vor allem die Erforschung der Ökologie der Eier und Raupen beziehungsweise der von ihnen genutzten Lebensräume. Dabei kommt diesem Thema aus Sicht des Naturschutzes sogar eine besondere Bedeutung zu, nicht zuletzt weil sich bei vielen Schmetterlinsarten Eier und Raupen deutlich besser nachweisen lassen als die ausgewachsenen Tiere. Auf um so größeres Interesse stieß daher jetzt eine Tagung an der Universität Münster, die sich speziell dieser Thematik widmete.

"Larvalökologie von Tagfaltern und Widderchen in Mitteleuropa" lautete das Thema dieser Tagung, zu der an die 100 Fachleute aus dem In- und Ausland nach Münster gekommen waren. Veranstalter waren das Institut für Landschaftsökologie der Westfälischen Wilhelms-Universität, die Arbeitsgemeinschaft für Tierökologie und Planung (Filderstadt) und die Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW (Recklinghausen). Im Mittelpunkt der Vorträge und Diskussionen standen unter anderem praktikable Erfassungsmethoden für die so genannten Präimaginalstadien, das heißt der Eier und Raupen, sowie die sich daraus ergebenden Konsequenzen für Forschung und Naturschutz.

Wie Dr. Thomas Fartmann vom Institut für Landschaftsökologie der WWU erklärt, liegen wesentliche Gründe für den Rückgang von Schmetterlingen in der heutigen Kulturlandschaft in der Flächengröße und Isolation und Lebensräumen. Darüber hinaus spielt auch die Qualität der Lebensräume eine wichtige Rolle. Dies gilt auch insbesondere auch für die der Eier und Raupen. Als Erklärung für diese Situation führen die Wissenschaftler unter anderem an, dass Eier und Puppen gar keine und Raupen nur in gewissen Grenzen aktive Ortsveränderungen durchführen. Im Gegensatz zu ausgewachsenen Schmetterlingen sind sowohl Eier und Puppen als auch Raupen daher nicht oder kaum in der Lage, ungünstigen Witterungsbedingungen beziehungsweise einem schlechten Ressourcenangebot auszuweichen. Dies ist laut Fartmann um so bedeutsamer, da der Zyklus vom Ei über Raupe und Puppe bis hin zum Falter in der überwiegenden Zahl der Fälle deutlich länger ist als das Leben eines "fertigen" Schmetterlings. Das heißt, die Frühstadien der Falter sind über einen viel längeren Zeitraum dem Selektionsdruck unterworfen als die ausgewachsenen Tiere.

Institut für Landschaftsökologie