Pressemitteilung upm

Picasso und Matisse am Krankenbett

Enge Kooperation zwischen Universitätsklinikum und Picasso-Museum

Münster (upm), 25. Februar 2005

[Matisse]
Durch Krankheit ans Bett gefesselt, entwickelte Henri Matisse im Alter mit seinen Scherenschnitten eine neue künstlerische Ausdrucksform.
Foto: Picasso-Museum Münster   

"Wenn unsere Patienten nicht ins Museum gehen können, laden wir das Museum eben zu uns ins Krankenhaus ein". Dies ist die Grundidee einer Partnerschaft zwischen dem Kulturreferat des Universitätsklinikums Münster (UKM) und dem Grafikmuseum Pablo Picasso, die am Freitag, 25. Februar 2005, im Zentralklinikum besiegelt wurde. Mit seiner Idee, die aktuelle Picasso-Ausstellung "Matisse und Picasso - ihr künstlerischer Dialog im buchillustratorischen Schaffen" ins Krankenhaus zu holen, stieß Christian Heeck, Kulturreferent des Klinikums, bei Museumsleiter Dr. Markus Müller auf offene Ohren. "Wir möchten mit unserer Arbeit alle Menschen ansprechen, nicht nur die, die ohnehin gern zu uns kommen", betont Müller. "Die Patienten im Klinikum bilden einen repräsentativen Querschnitt aller Bevölkerungsgruppen. Daher ist das Projekt sehr reizvoll und spannend für uns." Heeck hob heraus, dass sich die Kooperation nahtlos in das schon länger am Klinikum existierende Projekt "Grenzgänge: Kunst+Medizin" einfüge.

Einen besonderen Akzent erhielt der Nachmittag durch die gleichzeitige Eröffnung der Ausstellung "überLEBEN." Die Arbeiten der in Hannover lebenden Künstlerin Katharina Lob spiegeln ihren jahrelangen Kampf nach einer lebensrettenden Herz-Operation wider, die vor 28 Jahren im Uniklinikum durchgeführt wurde. Prof. Dr. Johannes Vogt, Direktor der Klinik für Kinderkardiologie des UKM, erläuterte zur Einführung in die Schau, die bis Mitte September auf der Ebene 05 West des Zentralklinikums zu sehen sein wird, die lebensbedrohlichen Aspekte einer Herzkrankheit im Kindesalter.

In den kommenden Monaten werden Matisse und Picasso im Klinikum allgegenwärtig sein: Museumspädagogen kommen mit Dias und Texten auf Wunsch direkt ans Krankenbett - auch zu Patienten, die wegen Infektionsgefahr isoliert liegen müssen. Für diese öffnet sich somit ein kleines Fenster in die Normalität. Sehr praktisch geht es bei den Einführungen für die kleinen Patientinnen und Patienten zu: Eine Museumspädagogin wird mit den Kindern der Krankenhausschule Scherenschnitte in leuchtenden Farben anfertigen und auf diese Weise für die Schülerinnen und Schüler die späte Phase von Matisse' Schaffen erlebbar machen: Anfang der 40er-Jahre erkrankte der mittlerweile international anerkannte Künstler, der seit 1906 mit Picasso in freundschaftlicher Rivalität verbunden war, an Magenkrebs. Bald konnte er nicht mehr aufrecht vor seiner Staffelei stehen und musste im Bett liegen oder im Rollstuhl sitzen. Doch statt zu resignieren und seine künstlerische Tätigkeit aufzugeben, entwickelte Matisse für sich eine neue Form des Ausdrucks: Er begann "mit der Schere zu zeichnen", wie er es selbst nannte. "Wir wären stolz, wenn unser Klinikum mit seinen vielen Patienten, Besuchern und Beschäftigten eine Art 'Außenstelle' des Museums werden könnte", so Kulturreferent Heeck.

Kulturreferat des UKM