Münster (upm), 02. März 2005
Frauen im Talar sind heute in vielen evangelischen Gemeinden längst ein vertrautes Bild. Doch wenngleich es in Deutschland mit Maria Jepsen und Margot Käßmann mittlerweile sogar zwei profilierte Bischöfinnen gibt, sind evangelische Frauen in Spitzenämtern der evangelischen Kirche nach wie vor rar gesät. Und bis sie überhaupt zum Priesteramt zugelassen wurden, war es ein langer Weg. Die Geschichte der ersten evangelischen Theologinnen in Westfalen und insbesondere in Münster hat jetzt Heidemarie Wünsch, evangelische Klinikenseelsorgerin am Universitätsklinikum Münster (UKM), aufgearbeitet. Ihre Nachforschungen sind eingeflossen in ein "Lexikon über die frühen Theologinnen - biographische Skizzen", das am 17. März 2005 im Rahmen einer Veranstaltung im Bonhoeffer-Haus (An der Apostelkirche) in Münster vorgestellt wird.
"Kirche, Kanzel und Katheder", lautet das Motto dieser um 18.30 Uhr beginnenden Veranstaltung über den "Weg evangelischer Theologinnen in Münster". Unter dem Thema "Von den ersten Theologiestudentinnen zu den ersten Pastorinnen in Münster" wird Heidemarie Wünsch dabei über ihre Recherchen und zahlreichen, wie sie sagt, "spannenden und sehr berührenden Interviews" berichten, die sie größtenteils mit Kindern der ersten Theologinnen geführt hat. Bevor sie evangelische Klinikenseelsorgerin am UKM wurde, war Wünsch Pfarrerin und Frauenreferentin im Kirchenkreis Arnsberg, wo sie eine Frauengeschichtswerkstatt gründete. Seitdem hat sie die Frauengeschichte nicht losgelassen. So hat sie auch gern die Aufgabe übernommen, für das unter der Koordination von Prof. Hannelore Erhart entstandene Lexikon über alle vor 1920 in Deutschland geborenen Theologinnen den Part über die westfälischen Theologinnen zu übernehmen. Im Rahmen ihrer Nachforschungen hat sie unter anderem herausgefunden, dass 1919 die ersten drei Theologie-Studentinnen an der Universität Münster immatrikuliert wurden. Dies war für sie Anlass zu einem kleinen "Nebenprodukt" des Lexikons. So hat sie unter dem Thema "85 Jahre evangelische Theologinnen in Münster" eine Broschüre erstellt, die ebenso wie das Lexikon bei der Veranstaltung am 17. März vorliegen wird.
Die vom Evangelischen Forum Münster ausgerichtete Veranstaltung "Kirche Kanzel und Katheder" beginnt mit einer Einführung in die Thematik durch die Synodalbeauftragte für Frauenarbeit Elisabeth Sturm. Nach der Präsentation des Lexikons durch Prof. Hannelore Erhard wird Heidemarie Wünsch den Weg der evangelischen Theologinnen in Münster nachzeichnen. Im weiteren Verlauf des Abends schildert Doris Damke, erste Gemeindepfarrerin im Kirchenkreis Münster und heutige Oberkirchenrätin in Bielefeld, ihre Erfahrungen des mühsamen Weges einer Frau ins Pfarramt. Helga Wemhöner, erst seit kurzem Gemeindepfarrerin in Münster-Wolbeck, beschreibt zum Abschluss Erfahrungen aus heutiger Sicht.