Pressemitteilung upm

Besteuerung von Fußballclubs

Wissenschaftler erwarten ausgeglichenere Spielstärke durch progressive Besteuerung

Münster (upm), 03. März 2005

[Prinz]
Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Aloys Prinz: Besteuerung sogt für ausgeglichenere Spielstärke in den Fußball-Ligen.
   

Eine stärkere Besteuerung von reicheren Fußballclubs gegenüber Vereinen mit geringeren Finanzmitteln würde zu einer ausgeglicheneren Spielstärke der Clubs führen. Die Einführung eines solchen Systems der progressiven Besteuerung reduziert insbesondere die Wahrscheinlichkeit, dass reichere Clubs eine immer größere Zahl der Spielerstars verpflichten können, mit der Folge, dass sie ihre Dominanz in den Ligen auf Kosten der Spannung erhöhen. Nach Ergebnissen der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Aloys Prinz (Universität Münster) und Dr Tsjalle van der Burg (Universität Twente/Niederlande) ist eine Steuer effektiver als Finanzausgleichszahlungen von reicheren zu ärmeren Clubs. Ihre Analyse erscheint diese Woche im "Scottish Journal of Political Economy".

Schon seit einiger Zeit kritisieren Beobachter die Möglichkeiten reicher Clubs, über den Einkauf von Spitzenspielern sich zunehmend die Spitzenplätze in den Ligen zu sichern. Die bisherigen Instrumente, um diese Tendenz zu mindern und zu einer ausgeglicheneren Spielstärke zu gelangen, waren nicht besonders erfolgreich oder erzeugten unerwünschte Nebeneffekte. Die beiden Wirtschaftswissenschaftler aus Enschede und Münster schlagen daher einen etwas anderen Weg vor: Die progressive Besteuerung der Einnahmen der Clubs bzw. der Zahlungen an die Spieler.

Eine wichtige Komponente ihres Vorschlags besteht darin, das Aufkommen dieser Lenkungssteuer nicht an die ärmeren Clubs zu verteilen, da dies unerwünschte Nebenwirkungen hätte. Auch müssen die Gelder nicht unbedingt dem Staat zufließen. Die Clubs selbst könnten dazu verpflichtet werden, die Mittel zur Finanzierung sozialer Projekte zu verwenden. In England beispielsweise erfüllen Fußballclubs zunehmend soziale Funktionen.

Finanzausgleichszahlungen zwischen den Clubs einer Liga sind eine andere Methode zur Förderung ihrer Ausgeglichenheit. Diese Methode funktioniert z.B. nur unvollkommen in den USA, und zwar unter anderem deswegen, weil die ärmeren Clubs auf diesem Weg einen nicht unbeträchtlichen Teil ihrer Einnahmen erzielen. Da gerade die Fähigkeit der reichen Clubs, Spitzenspieler verpflichten zu können, den ärmeren finanziell nützt, packt dieses Verfahren das Problem nicht an seiner Wurzel. Der europäische Profifußball findet zudem sowohl in nationalen wie auch in supranationalen Wettbewerben statt. Unter diesen Bedingungen können Finanzausgleichzahlungen auf nationaler Ebene sogar die Ausgeglichenheit und damit die Spannung in bestimmten Wettbewerben reduzieren.

Eine weitere Methode zur Förderung der Ausgeglichenheit von Ligen sind Gehaltsbegrenzungen. Dieses Verfahren wird ebenfalls in US-Ligen angewandt, wobei die Gesamtgehaltszahlungen eines Clubs nach oben begrenzt werden. Diese Methode ist in Europa nicht nur schwer einzuführen, sondern kann - wie amerikanische Erfahrungen zeigen - von den Clubs umgangen werden. Das System der progressiven Besteuerung, das die Wirtschaftsforscher vorschlagen, würde ebenfalls die Spielergehälter senken. Allerdings ist dafür eine europaweite Einigung erforderlich. Würde ein einzelnes Land diese Lenkungssteuer im Alleingang einführen, liefe es Gefahr, dass Topspieler in andere europäische Länder abwandern und das Land im Fußball an Bedeutung verlieren würde.

Da die Spielergehälter als Folge der Steuer sinken würden, ist nicht damit zu rechnen, dass die Fußballclubs dadurch in finanzielle Schwierigkeiten kommen würden. Die Forscher gehen davon aus, dass der größere Teil der europäischen Fußballclubs von der Steuer profitieren würden. Die Möglichkeit, das Aufkommen der Steuer für soziale Projekte verwenden zu können, sollte auch staatliche Instanzen von den Vorzügen dieser Steuer überzeugen.

Hinweis: Der Artikel 'Progressive taxation as a means of improving competitive balance' von Dr Tsjalle van der Burg und Prof. Dr. Aloys Prinz erscheint in der Februarausgabe des "Scottish Journal of Political Economy".

Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät