Pressemitteilung upm

Heilen mit Nadeln

Medizinstudium in Münster vermittelt auch Grundlagen der Akupunktur

Münster (upm), 04. März 2005

[Akupunktur]
Medizinstudentinnen üben den Umgang mit Akupunktur-Nadeln
Foto: upm   

Wenn Isabelle Gieseking der Kopfschmerz quält oder eine Erkältung sich bei ihr ankündigt, greift die Medizinstudentin im siebten Semester nicht gleich zu Medikamenten. Stattdessen holt sie einige sterile Akupunkturnadeln aus der Schublade und setzt sie gekonnt auf bestimmte Akupunkturpunkte an Händen und Kopf. Dort verbleiben sie etwa zwanzig Minuten. Manchmal reicht nur eine einzige Behandlung, und die Beschwerden sind weg.

Gelernt hat die Studentin dies unter anderem während eines dreiwöchigen Seminars an der Universität Peking. Solche Fernreisen könnten zukünftig überflüssig werden. Im soeben zu Ende gegangenen Wintersemester konnten Gieseking und ihre Kommilitonen aus dem klinischen Studienabschnitt erstmals an der Universität Münster eine Lehrveranstaltung zu der traditionellen chinesischen Heilmethode besuchen, für die ein benoteter Schein vergeben wurde.

Die neue ärztliche Approbationsordnung macht es möglich, denn darin ist festgeschrieben, dass die allgemeinmedizinische Ausbildung der Studierenden verbessert werden soll. In dem jeweils wöchentlich stattfindenden Seminar erwerben die Studierenden nicht nur theoretische Kenntnisse, sondern üben auch den praktischen Umgang mit den Nadeln. "Außer uns bietet bislang nur die Universität Bonn Wahlpflichtfachseminare in Akupunktur an", betont Dr. Elmar Peuker, der den Lehrauftrag für Akupunktur innehat.

Der Facharzt für Allgemeinmedizin und Anatomie arbeitete mehrere Jahre im Institut für Anatomie des Universitätsklinikums Münster (UKM) und gründete dort 1996 gemeinsam mit Privatdozent Dr. Timm Filler die Arbeitsgemeinschaft Komplementärmedizin. Die beiden Ärzte untersuchen gemeinsam mit Ethnologen, welche Vorstellungen zu Medizin und Heilen in verschiedenen Kulturen existieren und wie sich diese mit der westlichen Schulmedizin in Einklang bringen lassen. Im vergangenen Frühjahr hat Dr. Peuker in Münster eine allgemeinmedizinische Praxis eröffnet, in der er außer Akupunktur noch weitere naturheilkundliche Verfahren anbietet. Der Mediziner arbeitet schon seit längerem als Dozent, Gutachter und Prüfer für Akupunktur. Auch verfügt er über Zusatzausbildungen in Chirotherapie und Naturheilverfahren.

Die meisten der etwa 360 Akupunkturpunkte, die heute gelehrt werden, liegen nach Vorstellung der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) auf Leitbahnen, den so genannten Meridianen. Durch die Reizung bestimmter Punkte wird ein gestörter Energiefluss, der sich als Krankheit äußert, wieder harmonisiert. "Akupunktur funktioniert jedoch auch ohne den Vorstellungshintergrund der traditionellen chinesischen Medizin", betont Peuker. "Die Medizin anderer Kulturen ist auf unsere westlichen Verhältnisse nicht immer eins zu eins übertragbar." Dank neu eingeworbener Finanzmittel ist die Arbeitsgruppe um Peuker in der glücklichen Lage, die Forschung zur Komplementärmedizin durch die Vergabe weiterer Doktorarbeiten demnächst intensivieren zu können. Ebenso ist eine Ausweitung des Lehrangebots geplant.

Nähere Informationen im Internet unter www.complementary-medicine.de und www.integrative-medizin.de.

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