Pressemitteilung upm

Der Evolution des Universums auf der Spur

Wissenschaftler wollen Masse von Neutrinos bestimmen

Münster (upm), 18. März 2005

Neutrinos sind im Universum eine Milliarde mal häufiger vorhanden als die Atome der normalen Materie. Kürzlich wurde entdeckt, dass sie entgegen allen bisherigen Annahmen doch nicht masselos wie die Lichtquanten sind, sondern eine sehr kleine Masse besitzen. Damit gehören Neutrinos zur so genannten "Heißen Dunklen Materie" und spielten - je nach Wert ihrer Masse - eine mehr oder weniger wichtige Rolle bei der Bildung der Strukturen und der Evolution im Universum. Ihre genaue Masse soll durch das "Karlsruhe-TRItium-Neutrino-Experiment (KATRIN)" erforscht werden. Zur Vorbereitung findet vom 21. bis 23. März 2005 das achte Kollaborationstreffen von KATRIN im Alexander-Humboldt-Haus der Universität Münster statt. Dazu werden etwa 70 Wissenschaftler aus Deutschland, Großbritannien, Russland, Tschechien und den Vereinigten Staaten erwartet.

Da der genaue Massenwert der Neutrinos noch nicht ermittelt ist, ist er eine der ganz wichtigen aktuellen Fragen sowohl der Kern- und Teilchenphysik als auch der Astrophysik und Kosmologie. Mit verschiedenen Laborexperimenten und astrophysikalischen Messungen wird weltweit versucht, die Neutrinomasse zu bestimmen. Die einzige modellunabhängige Methode ist die genaue Vermessung des Energiespektrums der Elektronen. Das KATRIN-Experiment ist so sensibel, dass der ganzen kosmologisch relevante Neutrinomassenbereich untersucht werden kann. Die über 70 Meter lange Messapparatur, die zur Zeit am Forschungszentrum Karlsruhe aufgebaut wird, wird im Jahre 2008 in Betrieb gehen. Mit einer Länge von 23 Metern und einem Durchmesser von zehn Metern ist das wichtigste Element, das KATRIN-Hauptspektrometer, dabei die größte je gebaute Ultrahochvakuumapparatur. Neben anderen bedeutenden Beiträgen zum KATRIN-Experiment hat das Institut für Kernphysik der Universität Münster begonnen, das innere Elektrodensystem des KATRIN-Hauptspektrometers zu entwickeln und zu bauen, das notwendig ist, um die Messgenauigkeit des Spektrometers zu dauerhaft zu gewährleisten.

Im Zusammenhang mit dem 8. KATRIN-Kollaborationstreffen wird im Fachbereich Physik am 22. März ein Sonderkolloquium zur Lösung des solaren Neutrinorätsels und der Entdeckung der so genannten Neutrinooszillation stattfinden.

Programm der Tagung