Pressemitteilung upm

Durch Gen-Analyse zu besserer Therapie

Endokrinologen des Universitätsklinikums in den USA ausgezeichnet

Münster (upm), 28. April 2005

Für ihre Forschungen über eine angeborene Krankheit bei Männern sind Wissenschaftler des Instituts für Reproduktionsmedizin des Universitätsklinikums Münster (UKM) mit dem "International Award for Excellence in Published Clinical Research 2004" ausgezeichnet worden.

Den mit 10.000 US-Dollar dotierten Preis vergibt die Amerikanische Endokrinologische Gesellschaft jedes Jahr für die beste Publikation in dem von ihr herausgegebenen "Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism". Darin hatten Prof. Dr. Eberhard Nieschlag, Direktor des Instituts für Reproduktionsmedizin, und seine Mitarbeiter Dr. Michael Zitzmann, Prof. Dr. Jörg Gromoll und Dr. Marion Depenbusch Aufsehen erregende Ergebnisse über das Klinefelter-Syndrom veröffentlicht, die von ihnen unter Nutzung neuer molekulargenetischer Methoden erzielt worden waren.

Statistisch gesehen sind zwei von 1000 Männern vom Klinefelter-Syndrom betroffen. Die Ursache dieser Erkrankung liegt in einem überzähligen X-Chromosom auf Chromosom 47. Viele der Patienten leiden an Störungen des normalen männlichen Erscheinungsbildes und der Fortpflanzungsfähigkeit. Bei ihnen treten Schwierigkeiten in der Pubertätsentwicklung, bei der Partnersuche und im Berufsleben auf. Andere von der Gen-Abweichung Betroffene zeigen diese Probleme nicht. Sie leben in festen Beziehungen und sind im Beruf erfolgreich.

Die Frage, warum das so ist, hat die Arbeitsgruppe um Prof. Nieschlag beantwortet. Sie betreut eine der weltweit größten Gruppen dieser Patienten. Die Forscher konnten zeigen, das ein Gen-Inaktivierungsmuster und damit verbunden die Funktionsfähigkeit des Androgenrezeptors, ohne den das männliche Hormon Testosteron seine Wirkung nicht entfalten kann, diese Unterschiede zwischen den Patienten bewirken. "Die Forschungsergebnisse sind von großer Bedeutung für viele Männer und Jungen mit dem Syndrom, denn ein frühzeitiges Einschreiten bei ungünstiger Gen-Konstellation kann die Weichen für ein besseres späteres Leben stellen", betont Nieschlag. Auch die Wirksamkeit einer Testosterontherapie werde von den entdeckten Faktoren beeinflusst. Sie könne jetzt an das jeweilige Gen-Profil angepasst werden.

Der Preis honoriert nach Nieschlags Worten die fruchtbare Zusammenarbeit von Molekularbiologen, klinisch tätigen Ärzten und betroffenen Patienten am UKM und beweist, "dass in Münster Hormonforschung auf höchstem Niveau stattfindet". Verliehen wird die Auszeichnung im Juni beim Jahrestreffen der Amerikanischen Endokrinologischen Gesellschaft in San Diego.

Institut für Reproduktionsmedizin