Pressemitteilung upm

Therapie mit Sauerstoff

Vortragsveranstaltung der Arbeitsgemeinschaft Neuromedizin am UKM

Münster (upm), 17. Mai 2005

Obwohl das Gehirn nur etwa drei Prozent des Körpergewichts ausmacht, benötigt es für seine Arbeit ein Fünftel des gesamten Sauerstoffverbrauchs. Eine ausreichende Versorgung mit Sauerstoff ist lebenswichtig, damit das Gehirn seinen vielfältigen Aufgaben nachkommen kann und es keine Funktionsausfälle gibt. Da der Sauerstoff über die Blutbahnen ins Gewebe transportiert wird, stellt eine Durchblutungsstörung beziehungsweise eine Minderdurchblutung im Gehirn eine große Gefahr dar. Die Möglichkeit einer Verbesserung der Sauerstoffversorgung entsprechend gefährdeter Hirnregionen mit Hilfe der so genannten Hyperbaren Oxygenierung (HBO), bei der die Patienten unter erhöhtem Außendruck reinen Sauerstoff einatmen, ist am 25. Mai 2005 Gegenstand einer Vortragsveranstaltung der Arbeitsgemeinschaft Neuromedizin am Universitätsklinikum Münster (UKM).

Bei diesem in Deutschland noch sehr wenig verbreitetem Behandlungsverfahren wird Sauerstoff im Blut gelöst. In gelöster Form hat das Gas eine mehrfache Reichweite und kann sich daher auch in umliegendem, mangeldurchblutetem Gewebe ausbreiten und dadurch dessen Untergang verhindern. Wird die geschädigte Hirnregion nämlich nicht rechtzeitig wieder mit Sauerstoff versorgt, ist sie unwiederbringlich verloren. Die Folge können schwerste Funktionsausfälle sein, die den betroffenen Patienten zum Pflegefall machen oder sogar seinen Tod bedeuten können. Während die hyperbare Sauerstofftherapie vor allem bei der Behandlung von Tauchunfällen und bei Kohlenmonoxid-Vergiftungen seit langem etabliert ist, ist sie in Deutschland ansonsten bislang kaum verbreitet. Der klinische Einsatz beschränkt sich hier zu Lande vor allem auf wenige private Einrichtungen. Der Grund dafür liegt neben einer Zurückhaltung der Pharmaindustrie in mangelnden wissenschaftlichen Studien auf diesem Gebiet. Um die Sache voranzutreiben, hat die Klinik für Neurochirurgie des UKM im vergangenen Jahr ein Forschungslabor eingerichtet, wo der Effekt dieses Verfahrens bei Sauerstoffmangel-Zuständen näher untersucht wird.

Über bisherige experimentelle und klinische Untersuchungen zur HBO bei Durchblutungsproblemen im Gehirn sowie über neue klinische Ansätze werden Prof. Dr. Hansdetlef Wassmann, Direktor der Klinik für Neurochirurgie des UKM, sowie der Leiter des Forschungslabors Dr. Bernhard Fischer bei der Vortragssitzung der Arbeitsgemeinschaft Neuromedizin näher berichten. Auf dem Programm der Veranstaltung, die um 17.30 Uhr im Hörsaal L 30 im Lehrgebäude des Zentralklinikums beginnt, steht ferner ein Beitrag von Dr. Gordon Rossbach von der Praxis für Hyperbare Medizin in Münster über Indikation, Durchführung und Kosten der HBO-Therapie in der Praxis. Über den Stellenwert dieser Behandlung beim akuten ischämischen Schlaganfall wird Dr. Lea Küppers-Tied von der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Leipzig berichten. Neben Beschäftigten und Studierenden der Medizinischen Fakultät und des Universitätsklinikums sind insbesondere auch alle interessierten niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte im Raum Münster zu dieser Veranstaltung herzlich eingeladen.

Klinik für Neuromedizin