Pressemitteilung upm

Vom Zittern der Moleküle zum Schwanken der Börsenkurse

Dritter Vortrag der Universität Münster zum Einstein-Jahr 2005

Münster (upm), 30. Mai 2005

Der dritte öffentliche Vortrag des Fachbereichs Physik der Universität Münster zum Einstein-Jahr 2005 wird am Donnerstag, 2. Juni, um 17.15 Uhr von Prof. Dr. Rudolf Friedrich im Hörsaal S8 des münsterschen Schlosses gehalten. Das Thema seines Vortrags lautet "Vom Zittern der Moleküle zum Schwanken der Börsenkurse". In dem Vortrag werden Einsteins Arbeit über die Brown'sche Bewegung aus dem Jahr 1905, ihre experimentelle Prüfung und die Bedeutung von Einsteins Beitrag für die moderne Wissenschaft erläutert. Der Eintritt ist frei.

Die Arbeit ist die in der Öffentlichkeit am wenigsten bekannte Veröffentlichung Einsteins aus seinem "Wunderjahr" 1905. Der schottische Botaniker Robert Brown (1773-1858) hatte beobachtet, dass Pollen in Flüssigkeiten eine Zitterbewegung vollführen. Über lange Zeit gelang es nicht, diese unregelmäßige Bewegung zu erklären. Einstein selbst war die Arbeit Browns wohl unbekannt, aber er fand die zutreffende theoretische Beschreibung aufgrund anderer Überlegungen.

Zu seiner Zeit war die Annahme, dass die Materie aus Atomen besteht, noch sehr hypothetisch. Einstein fragte sich, wie sich die Existenz der Atome wohl indirekt in beobachtbaren Erscheinungen äußern könnte. In einer Flüssigkeit würden sich die Atome nach den Gesetzen des Zufalls bewegen. Einstein folgerte, dass diese ungeordnete Bewegung sich auf Schwebeteilchen, wie z.B. Pollen, die sich in der Flüssigkeit befinden, übertragen sollte. Um diesen Vorgang quantitativ zu erfassen, entwickelt er eine Theorie zufälliger Prozesse. Dem Physiker J.B. Perrin gelang es in den Jahren 1905 bis 1911 alle Vorhersagen der Einstein'schen Theorie experimentell zu verifizieren.

Mit seiner Behandlung der Brown'schen Molekularbewegung schuf Einstein die Grundlagen der Theorie der Zufallsprozesse, die in vielen Bereichen der modernen Wissenschaften eine große Rolle spielen. Sie ist unter anderem wichtig für die Beschreibung von Klimaschwankungen, Brown'schen Motoren in biologischen Zellen, dem Verhalten von Nervenzell-Verbänden und Quantenfluktuationen. Auch die Analyse und Modellierung sozioökonomischer Prozesse im Rahmen des neu entstandenen Forschungsgebiets Econophysics bedient sich der auf Einstein zurückgehenden Überlegungen: Das Zittern von Atomen hat danach sehr viele Gemeinsamkeiten mit dem Schwanken der Börsenkurse.

Veranstaltungen zum Einstein-Jahr 2005