Pressemitteilung upm

Neue Strategie im Kampf gegen Leukämie

Carsten Müller-Tidow erhielt Nachwuchsförderpreis des Förderkreises der WWU

Münster (upm), 21. Juni 2005

[Müller-Tidow]
PD Dr. Carsten Müller-Tidow
   

Für die Erforschung genetischer Ursachen der akuten myeloischen Leukämie (AML) und die Entwicklung entsprechender molekularer Behandlungsstrategien wurde Privatdozent Dr. Carsten Müller-Tidow aus der Medizinischen Klinik und Poliklinik A - Hämatologie und Onkologie - des Universitätsklinikums Münster (UKM) am Dienstag, 21. Juni 2005, der Nachwuchsförderpreis der Gesellschaft zur Förderung der Westfälischen Wilhelms-Universität verliehen. Offiziell übergeben wurde die mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung im Rahmen einer Festveranstaltung im Haus des forschenden Arzneimittelherstellers Wyeth Pharma in Münster.

Trotz großer Fortschritte auf dem Gebiet der Leukämieforschung ist die akute myeloische Leukämie nach wie vor eine lebensbedrohliche Erkrankung. Fast jedes fünfte Kind, das an akuter Leukämie erkrankt ist, und sogar 80 Prozent der erwachsenen Patienten leiden an dieser speziellen Form des Blutkrebses. Die molekularen Mechanismen, die bei ihrer Entstehung eine Rolle spielen, sind bislang noch weitgehend ungeklärt. Bekannt ist allerdings, dass eine Vielzahl von genetischen Veränderungen in blutbildenden Vorläuferzellen an der Entstehung der AML beteiligt ist. Diese Gen-Mutationen führen dazu, dass unreife, sich abnorm vermehrende bösartige Knochenmarksvorläuferzellen das Knochenmark infiltrieren und die normale Blutbildung verdrängen. Dadurch ist auch die Regulation des gesunden Zellzyklus' bei diesen Zellen gestört.

"Wenn uns die genauen molekularbiologischen Mechanismen der Leukämie-Entstehung bekannt sind, besteht Hoffnung, neue Therapieformen zu entwickeln, die gezielt bei den genetischen Veränderungen ansetzen", erläutert Privatdozent Dr. Carsten Müller-Tidow, der vor fünf Jahren gemeinsam mit Prof. Dr. Hubert Serve begonnen hat, die internationale Arbeitsgruppe für molekularbiologische Hämatologie/Onkologie an der Medizinischen Klinik A des UKM aufzubauen. Die münsterschen Wissenschaftler gehen davon aus, dass die neuen Behandlungsstrategien weniger schädliche Nebenwirkungen mit sich bringen als bisher verfügbare Therapieformen und somit die Heilungschancen langfristig erhöhen. Dazu ist es notwendig festzustellen, welche Gene gesunde und abnorme Mechanismen innerhalb der Blutzellen auslösen oder blockieren. Ein neuer Therapieansatz, der spezifisch die Leukämiezellen angreift, wird derzeit im Labor entwickelt. "Wir konnten bereits zeigen", so Müller-Tidow, dass das neue Wirkprinzip tatsächlich hochaktiv und spezifisch ist. Vor der Anwendung bei Patienten sind aber weitere präklinische Untersuchungen notwendig." Die molekularbiologische Leukämieforschung erfordert nicht nur besonderes Know-how und viel Engagement, sondern auch modernste Arbeitsmittel, Techniken und Technologien, die zeit- und kostenaufwendig sind. Auszeichnungen wie der Nachwuchsförderpreis sind da eine große Hilfe. Allerdings ist dies nicht die erste Förderung, die Müller-Tidow in Anerkennung seiner Verdienste auf diesem Gebiet erfahren hat. So werden seine Arbeiten insbesondere durch die José Carreras Leukämie-Stiftung und durch ein Heisenberg-Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützt. "Nur so ist es uns möglich, die erfolgreiche Arbeit an diesem Projekt fortzusetzen", betont Müller-Tidow.

Die Vorstellung des Preisträgers und seiner Forschungen erfolgte im Rahmen einer Talkrunde, an der neben dem ausgezeichneten Nachwuchswissenschaftler der Direktor der Medizinischen Klinik A des UKM, Prof. Dr. Wolfgang E. Berdel, sowie Dr. Rolf Gerlach als erster Vorsitzender des Förderkreises der Universität Münster teilnahmen. Moderiert wurde das Gespräch durch Dr. Stefanie Seltmann, Wissenschaftsredakteurin des SWR-Hörfunks. Mit der Preisverleihung bei Wyeth Pharma verfolgt die Fördergesellschaft eine im vergangenen Jahr begründete neue Tradition, diese Veranstaltung künftig immer in den Räumen eines ihrer Mitgliedunternehmen durchzuführen. "Die Förderung von guten Nachwuchsforschern ist mir und meinem Unternehmen ein großes Anliegen", hatte Wyeth-Geschäftsführer Andreas Krebs gleich zu Beginn der Veranstaltung bei der Begrüßung der Gäste betont. "Deshalb freuen wir uns sehr, dass diese Forschungsarbeit in unserem Haus gewürdigt wird".

Förderkreis Münster