Pressemitteilung upm

15 Frauen und acht Ahnen

Ausstellung über Leben und Glauben der Bulsa in Nordghana

Münster (upm), 30. Juni 2005

[Bulsa]
Das Leben der Bulsa in Nordghana zeigt eine Ausstellung des Instituts für Ethnologie der Universität Münster
   

Die neue ethnologische Ausstellung im Westfälischen Museum für Naturkunde in Münster nimmt die Besucher mit auf eine Reise zu den Bulsa in die Savanne Nordghanas. Für die Bulsa spielen Familie und Religion die wichtigste Rolle in ihrem Leben. Um diese Aspekte ihrer Kultur zu veranschaulichen, wird eine ganz bestimmte Familie vorgestellt: der Gehöftsherr Anamgosi mit seinen 15 Frauen und mehr als 30 Kindern. Anamogsi hat acht Ahnen, mit denen er durch Opfergaben ständig in Kontakt steht. Der Alltag im Gehöft, das Leben in der Familie und die Bedeutung der Toten werden in der Ausstellung mit vielen Objekten und Fotos eindrucksvoll vorgestellt.

Die Ausstellung basiert auf der privaten Sammlung des Münsteraner Ethnologen Dr. Franz Kröger, die sich als Dauerleihgabe im Institut für Ethnologie der Universität Münster befindet. Erarbeitet wurde die Ausstellung von Studierenden und Dozenten des Instituts für Ethnologie und des Fachbereichs Design in einem Kooperationsprojekt von Universität und Fachhochschule Münster.

Die Ethnie der Bulsa zählt circa 100.000 Menschen. Ihre Gesellschaft ist polygam - das heißt, ein Mann kann mit mehreren Frauen verheiratet sein. Dies ist jedoch nur möglich, solange er sie und die Kinder versorgen kann. Durch die Heirat mit mehren Frauen aus verschiedenen Familien entsteht ein großes soziales Netzwerk. Jede Frau hat ihren eigen Bereich im Gehöft und wahrt somit eine gewisse Eigenständigkeit. Die Großfamilien leben in Gehöften: mehreren Häusern aus Lehm, umgeben von einer Mauer. Die meisten von ihnen sind Ackerbauern. Fast alles, was sie benötigen, stellen sie selbst her. Überschüsse werden auf nahe gelegenen Märkten verkauft, um mit dem Geld Konsumgüter zu erstehen: Stoffe und Geschirr, Transistorradios oder Fahrräder. Einen besonders hohen Stellenwert bei den Bulsa haben die Ahnen. Sie sind für das Wohlergehen von Menschen und Tieren zuständig. Daher wird ihnen regelmäßig geopfert. Mittler zwischen Ahnen und Lebenden ist ein Wahrsager, dem ein eigener Teil der Ausstellung gewidmet ist: Die Objekte werden in der Ausstellung nicht einfach in Vitrinen ausgestellt, sondern in den jeweiligen kulturellen Kontext eingeordnet. So ist ein Ahnen-Schrein - ganz wie im richtigen Leben - auf einer Lehmbank positioniert und zeigt die Spuren eines Opfers. Im Frauenhaus stehen Original-Töpfe, die wie ein Safe genutzt werden. Und ein maßstabgerechtes Modell macht deutlich, wie es sich im Gehöft lebt.

"15 Frauen und 8 Ahnen" ist eine Ausstellung für Jung und Alt. Wissenschaftliche Inhalte sind so umgesetzt, dass auch Nicht-Ethnologen sie verstehen. Auch Kinder kommen auf ihre Kosten. Ausgerüstet mit einem Kinderpass können sie der Figur eines kleine Jungen folgen. Er leitet sie mit Erklärungen durch die Ausstellung und ermuntert sie, im Frauenhaus ruhig einmal nach Schätzen zu stöbern.

Eindrucksvoll sind auch die im Rahmen des Projekts eigens für die Ausstellung vor Ort gedrehten Filme, die neben den zahlreichen farbenprächtigen Fotos das Konzept multimedial vervollständigen. So hat der Besucher die Möglichkeit, mit allen Sinnen in das Leben der Bulsa einzutauchen.

Die Ausstellung läuft noch bis zum 31. Dezember 2005 im Westfälischen Museum für Naturkunde Münster, Sentruper Str. 285. Öffnungszeiten: täglich außer montags von 9 bis 18 Uhr. Eintrittspreise: Erwachsene 3,50 Euro, Kinder ab sechs Jahren zwei Euro, Familien- und Gruppenkarten auf Anfrage.

Institut für Ethnologie