Pressemitteilung upm

Multiresistente Keime werden grenzüberschreitend bekämpft

Fast eine Million Euro für gemeinsames Projekt in der EUREGIO

Münster (upm), 12. Juli 2005

[Friedrich]
Dr. Alexander Friedrich ist auf deutscher Seite Koordinator des deutsch-niederländischen Projektes.
   

Multiresistente Bakterien sollen zukünftig im Münsterland grenzüberschreitend bekämpft werden. Dies hat sich das seit dem 1. Juli 2005 geförderte Projekt "MRSA-net Twente/Münsterland" zum Ziel gesetzt. So soll in den kommenden drei Jahren die Ausbreitung der bekannten multiresistenten MRSA-Bakterien (Methicillin resistente Staphylococcus aureus) in der EUREGIO Münsterland/Twente überwacht und reduziert werden. Die Förderung wird finanziell unterstützt durch die Europäische Union im Rahmen der Gemeinschaftsinitiative INTERREG-IIIA aus Mitteln des Europäischen Strukturfonds für regionale Entwicklung sowie durch das Wirtschaftsministerium des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen.

Koordiniert wird das Projekt MRSA-net auf deutscher Seite vom Institut für Hygiene des Universitätsklinikums Münster (Koordinator: Dr. Alexander W. Friedrich) sowie dem Landesinstitut für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (LÖGD Münster), auf niederländischer Seite durch das Laboratorium für Mikrobiologie Twente-Achterhoek (Koordinator: Dr. Ron Hendrix) und die Universität Twente in Enschede. Im Zentrum des Projektes MRSA-net steht die Schaffung eines deutsch-niederländischen MRSA-Netzwerks, an dem die wichtigsten Partner des Gesundheitssystems in der EUREGIO, die tagtäglich mit MRSA zu tun haben (unter anderem Krankenhäuser, das Institut für Medizinische Mikrobiologie des UKM, niedergelassene Ärzte und Laboratorien, Gesundheitsämter, Krankenversicherungen) teilnehmen. MRSA-net soll die Grundlage für einen grenzübergreifenden Qualitätsverbund bilden, der durch Senkung der MRSA-Rate dazu beitragen kann, die medizinische Versorgung in der gesamten EUREGIO zu verbessern. Eine am Institut für Hygiene des Universitätsklinikums Münster entwickelte genetische Typisierungsstrategie der verschiedenen MRSA-Bakterienstämme macht zum ersten Mal eine regionale und auch grenzüberschreitende Vergleichbarkeit der Laborergebnisse möglich und soll das epidemiologische Rückgrat von MRSA-net bilden. Da MRSA eine Barriere bei der grenzüberschreitenden Versorgung von Patienten und der grenzüberschreitenden Tätigkeit von Personal im Gesundheitswesen ist, sollen MRSA-Richtlinien entwickelt beziehungsweise bestehende Richtlinien synchronisiert werden.

Der Wundkeim Staphylococcus aureus (S. aureus) verursacht weltweit die meisten im Krankenhaus erworbenen Infektionen. Besonders kritisch sind dabei Infektionen durch Methicillin-resistente Staphylokokken (MRSA), für die es nur noch wenige Möglichkeiten der Antibiotika-Therapie gibt. Neben verlängerten und schwereren Krankheitsverläufen für die betroffenen Patienten bedeutet das Auftreten von MRSA äußerst arbeitsaufwändige und für das Krankenhaus sehr teure Konsequenzen, im Extremfall sogar die Schließung ganzer Stationen. In Deutschland wurde in den letzten Jahren ein Anstieg der durchschnittlichen MRSA-Rate an allen S. aureus-Isolaten von zwei auf zirka 25 Prozent beobachtet. In den Niederlanden hält sich der Anteil durch konsequente und koordinierte Präventionsmaßnahmen seit Jahren stabil auf unter ein Prozent. Dennoch werden in den Niederlanden und in Deutschland seit zwei Jahren vermehrt so genannte "community acquired" (CA-) MRSA, das heißt ambulant erworbene MRSA, beschrieben, die durch Auslösen schwerer Infektionen (Hautabszesse und Lungenentzündungen) eine Gesundheitsgefahr für die gesunde Bevölkerung außerhalb von Krankenhäusern darstellen.

Das EUREGIO-Projekt MRSA-net soll durch die grenzübergreifende Kooperation und den Austausch von Wissen und Technologie dazu beitragen, die Ausbreitung von MRSA in der EUREGIO zu erfassen und die Hürden durch MRSA für einen freien grenzüberschreitenden Verkehr von Patienten und Personal im Gesundheitswesen zu vermindern. Mittelfristig soll durch das Netzwerk eine Senkung der MRSA-Rate in der gesamten Region erzielt werden.

Institut für Hygiene des UKM