Pressemitteilung upm

Zukunft des europäischen Judentums

Internationale Tagung der Forschungsstelle "Romania Judaica"

Münster (upm), 18. Juli 2005

Eine internationale Tagung zur "Zukunft des europäischen Judentums" veranstaltet die Forschungsstelle "Romania Judaica" der Westfälischen Wilhelms-Universität vom 20. bis 23. September 2005 in Berlin. Prof. Dr. Christoph Miething hat 20 Referenten eingeladen, die aus sechs europäischen Ländern und aus Israel kommen. Die Mehrzahl sind jüdische Intellektuelle und Schriftsteller, beteiligt sind aber auch Theologen der beiden christlichen Kirchen.

Im Mittelpunkt des Kongresses wird die Frage stehen, in wieweit das europäische Judentum neben dem amerikanischen und dem israelischen eine Rolle spielt. Die geographische Identifikation rührt an das Schlüsselproblem jüdischer Existenz in der Moderne überhaupt. Wie hat das Judentum seit dem 18. Jahrhundert auf den Prozess der Säkularisierung reagiert? Ist jüdische Identität ohne Bezug auf die religiöse Wirklichkeit denkbar? Welche Bedeutung hat der Staat Israel als säkulare politische Institution für die Zukunft der jüdischen Religion? Welche Bedeutung kann Europa im 21. Jahrhundert für jüdisches Leben gewinnen?

Diese vier Fragen bilden den gemeinsamen Ausgangspunkt aller Beiträge, die in die drei Bereiche der Kulturgeschichte, der Politik und der Religion gegliedert sind. Es wird im einzelnen darum gehen, zwischen so verschiedenen Aspekten zu vermitteln wie der Wahrnehmung Europas aus israelicher Perspektive, dem Verhältnis lokaler jüdischer Gemeinden zu europäisch-nationalstaatlichen Entwicklungen, den unterschiedlichen Formen der Institutionalisierung jüdischen Lebens, der jüdisch-christlichen Zusammenarbeit, der wechselseitigen Wahrnehmung ethnischer und religiöser Minderheiten in Europa, dem Konflikt zwischen Partikularismus und Universalismus im jüdischen Selbstverständnis.

Das Thema des Kongresses hat nach Meinung von Prof. Miething durch die jüngsten politischen Entwicklungen zusätzliche Aktualität gewonnen. Der Prozess der politischen Einigung Europas ist ins Stocken geraten. Die Forderung, aus den nationalen Katastrophen des 20. Jahrhunderts in Europa zu lernen, bleibe bestehen. Das jüdische Bewusstsein sei aus historischen Gründen auf Israel als "konkret gewordener Überlebensgarantie" ausgerichtet. Zugleich stehe jedoch diese nationalstaatlich-säkulare Orientierung des heutigen Judentums in einem Spannungsverhältnis nicht nur zur religiösen jüdischen Tradition, sondern auch zu den politischen Erfordernissen des 21. Jahrhunderts ganz allgemein.

Weitere Informationen: Prof. Dr. Christoph Miething, Forschungsstelle "Romania Judaica" am Romanischen Seminar der Universität Münster, Telefon: 0251/83-24515, E-Mail: miethin@uni-muenster.de

Romanisches Seminar der Universität Münster