Pressemitteilung upm

Freunde des Fuchses

16. Kolloquium der Internationalen Reinhart-Gesellschaft in Münster

Münster (upm), 27. Juli 2005

[Renard]
Die "Freunde des Fuchses" treffen sich Anfang August in Münster
   

1975 traf sich an der Universität Glasgow erstmals eine Gruppe von Wissenschaftlern, um sich mit der um Tiere kreisenden Literatur zu beschäftigen. Die Teilnehmer verständigten sich während der Tagung auf die Gründung der Internationalen Reinhart-Gesellschaft (International Reynard Society). 30 Jahre nach der Gründung trifft sich die Gesellschaft der "Freunde des Fuchses" vom 1. bis 5. August in Münster an der Westfälischen Wilhelms-Universität, um die "Kulturen der Lüge" zu diskutieren.

Die Reinhart-Gesellschaft veranstaltete seit 1975 in einem zweijährigen Rhythmus solche internationale Treffen, auf denen komische, satirische, didaktische und allegorische Literatur mit ihren Quellen und Einflüssen behandelt wurde. Besonderes Gewicht kamen dabei der Tierepik und den Fabeln zu. Zwar stand die Literatur im Mittelpunkt, und das Mittelalter bildete das zeitliche Zentrum, doch waren ebenso malerische oder plastische Ausgestaltungen einzelner Szenen willkommene Vortragsthemen. Der zeitliche Rahmen war nach beiden Seiten offen, so dass antike Themen in gleicher Weise wie neuere und neueste literarische Gestaltungen zu ihrem Recht kamen.

Zum Credo der Gesellschaft gehört nicht nur der Fächer übergreifende Ansatz, sondern auch eine möglichst breite Internationalität. Im Zentrum stehen die europäischen Literaturen und insbesondere die französische Literatur. Doch sind Tiergeschichten nicht auf die Alte Welt beschränkt. Folgerichtig kommen auch die außereuropäischen Kulturen zu Wort. Afrikanische oder asiatische Ausformungen sind ebenso gefragt wie etwa die indianische Tradition. Das Gros der Mitglieder der Gesellschaft rekrutiert sich aus west- und mitteleuropäischen Ländern, und das hat sich in der Wahl der Tagungsorte niedergeschlagen: Nach Glasgow folgten Amsterdam, Münster, Paris, Turin, Spa, Durham und Lausanne. Gleichzeitig stößt sie aber auch in Osteuropa, Afrika, Japan und den USA auf teilweise großes Interesse, und der derzeitige Vorsitzende der Gesellschaft, Noboru Harano, lehrt an der Universität von Hiroshima auf dem Gebiet der Romanistik.

Die Westfälische Wilhelms-Universität in Münster bot sich Ort der Jubiläumstagung besonders an, weil sie die Tagung bereits im Jahr 1979 erfolgreich veranstaltete und viele Wissenschaftler vor Ort dem Aufgabenfeld der Gesellschaft sehr nahe stehen. So wurden im mittellateinischen Seminar, den Instituten für Buchwissenschaft und Textforschung, für Romanistik, für Byzantinistik, für Deutsche und für Niederländische Philologie und der Niederdeutschen Abteilung vorbereitende Seminare veranstaltet und von allen gemeinsam im Sommersemester eine Ringvorlesung unter dem Titel "Reineke Fuchs: Dichtung und Wahrheit. Das europäische Tierepos und seine Kulturgeschichte" auch für ein nichtuniversitäres Publikum angeboten. Diese kooperativen und interdisziplinären Lehrveranstaltungen werden in entsprechende Vorträge bei der Tagung einmünden. Dazu haben Wissenschaftler der benachbarten Universität in Osnabrück ihre aktive Teilnahme mit Beiträgen zur lateinischen, deutschen und afrikanischen Literatur zugesichert.

Für die Tagung in Münster wurde als zentrales Thema "Consortia Vulpis - Kulturen der Lüge" gewählt, das in seinem gesamten Facettenreichtum behandelt werden soll. Im einzelnen heißt das, das die unterschiedlichen Spielarten von Lügen ebenso thematisiert werden wie die unterschiedlichen kulturellen Voraussetzungen, aus denen sich die differenzierten Wertungen und Zuordnungen von Lügen ergeben. Die Gesellschaft verfügt seit dem Jahr 1988 auch über ein eigenes Publikationsorgan, den 'Reinardus'. In diesem Periodikum werden die wichtigsten und interessantesten Beiträge jeder Tagung der Gesellschaft auf zwei Jahre verteilt publiziert, so dass ein Forum für die Erträge der münsterschen Tagung gesichert ist.

Begleitet wird das Kolloquium von einer Ausstellung im Pavillon der Universitäts- und Landesbibliothek Münster am Krummen Timpen 3-5, die sich vom 1. August bis 2. September 2005 mit dem Thema "Unter Tieren. Fabelhafte Ausstellung um Reineke, Isegrimm & Co" beschäftigt. Eröffnet wird die Ausstellung am Montag, 1. August, um 18 Uhr in der ULB mit einem Vortrag von Prof. Dr. Amand Berteloot vom Institut für Niederländische Philologie der Universität Münster.

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