Pressemitteilung upm

Analytische Chemie startet Industriekooperation

Detektor zur Bestimmung von Quecksilber wird entwickelt

Münster (upm), 12. August 2005

[Buscher und Klein-Benne]
Dr. Wolfgang Buscher (links) und Dr. Eike Kleine-Benne
   

Quecksilber und andere Schwermetalle können über die Nahrung vom Menschen aufgenommen werden und ihn schwer schädigen. Aufgrund dieser Gefahr hat die Environmental Protection Agency (EPA) in den USA kürzlich eine Warnung an schwangere Frauen ausgesprochen, nicht zu viel Fisch zu verzehren, da dies das Kind im Mutterleib schädigen kann. Die Arbeitsgruppe für Angewandte Atomspektroskopie des Instituts für Anorganische und Analytische Chemie der Universität Münster entwickelt gemeinsam mit der Firma Gerstel GmbH & Co.KG aus Mülheim/Ruhr ein innovatives Analysensystem, mit dem Quecksilber identifiziert werden kann.

Dr. Eike Kleine-Benne von der Gerstel GmbH übergab jetzt dem Institut den Prototypen eines neuartigen Detektors für die Gaschromatographie, der auf dem Prinzip der Spektrometrie mit Plasmaquellen, also extrem heißen Atomisierungsquellen zur Elementspurenanalytik basiert. Die Firma Gerstel entwickelt und vertreibt Systeme unter anderem für die Gaschromatographie (GC), einer sehr wichtigen und leistungsstarken Methode in der analytischen Chemie sowohl für die Routineanalytik als auch für die Forschung. Der in Münster entwickelte und in Mülheim gefertigte Plasmadetektor wird jetzt von den Analytischen Chemikern weiter optimiert und an die Anforderungen des Routinebetriebs angepasst. Unter der Leitung von Dr. Wolfgang Buscher wird das Gerät zunächst im Rahmen einer Diplomarbeit getestet, optimiert und schließlich nach den Regeln der analytischen Qualitätssicherung validiert.

Das Ziel dieser Industriekooperation besteht darin, den Plasmadetektor zur Produktreife zu führen, damit in Zukunft für analytische Laboratorien ein hochempfindlicher, aber bezahlbarer Detektor zur Verfügung steht, der gekoppelt an einen Gaschromatographen für die Speziation von Quecksilber und anderer Schwermetalle geeignet ist. Bei dieser noch jungen analytischen Verfahrensweise beschränkt man sich nicht mehr auf die Bestimmung des Gesamtgehaltes einer Probe an Quecksilber, sondern quantifiziert die einzelnen Organoquecksilberverbindungen, welche extreme Giftigkeiten aufweisen können. Fische und Wasserpflanzen, die beispielsweise in belasteten Gewässern leben, reichern diese fettlöslichen Substanzen in ihrem Organismus an, so dass mit der Zeit bedrohliche Organoquecksilbergehalte erreicht werden können. Beispielsweise über Fisch als Nahrungsmittel besteht also auch für den Menschen ein nicht zu unterschätzendes Risiko der Schädigung durch Organoquecksilberverbidungen..

Aufgenommenes Quecksilber kann über mehrere Jahrzehnte im Körper eines Menschen verbleiben, weshalb auch die regelmäßige Aufnahme sehr geringer Mengen mit erheblichen Gesundheitsrisiken verbunden ist. Daher ist es wichtig, dass für die Umweltanalytik und Lebensmittelüberwachung ein sicheres, präzises und analytisch empfindliches System zur Verfügung steht, dass die Analyse von Quecksilber und seinen Verbindungen mit höchster Präzision ermöglicht.

Das Institut für Anorganische und Analytische Chemie der Universität Münster und die Firma Gerstel engagieren sich im "Europäischen Virtuellen Institut für Speziations-Analytik - EVISA", einem Netzwerk europäischer Wissenschaftsorganisationen und Firmen. Ziel ist ein Wissenstransfer, aber auch die Weiterentwicklung dieser speziellen Problematik der chemischen Analytik von Metall- und Metalloidspezies in der Umwelt, in industriellen Prozessen, der Medizin oder auch in Nahrungsmitteln. "Der neue Detektor ist an der WWU besonders gut aufgehoben", so Dr. Buscher, "denn durch diese Industriekooperation profitieren alle Beteiligten." Das gemeinsam erarbeitete Wissen werde einerseits der Industrie bei der Weiterentwicklung des Systems helfen, auf der anderen Seite werde es durch zahlreiche Publikationen auch über den Weg des Europäischen Virtuellen Instituts die wissenschaftliche Öffentlichkeit bereichern.

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