Münster (upm), 15. September 2005
Durch frühzeitige Maßnahmen kann bei erhöhtem Alkoholkonsums ein Abrutschen in die Abhängigkeit verhindert werden. Dies betonten Wissenschaftler bei einer internationalen Fachtagung zur Kurzintervention bei Alkoholproblemen. Nach Meinung der Experten erhöht sich das Risiko für die psychische und physische Gesundheit schon bei einem durchschnittlichen Konsum von 30 Gramm Reinalkohol bei Männern beziehungsweise 20 Gramm bei Frauen pro Tag. Dies entspricht etwa einem dreiviertel beziehungsweise einem halben Liter Bier. Dabei können minimale Interventionen, wie beispielsweise ein gezieltes Ansprechen des Themas seitens des Hausarztes, schon zu Verhaltensänderungen im Umgang mit dem Alkohol führen.
Bei der vom Psychologischen Institut I der Universität Münster ausgerichteten 2. internationalen Fachtagung des "International Network on Brief Interventions for Alcohol Problems" (INEBRIA) vom 15. bis 16. September geht es um die Risikogruppen, die noch nicht alkoholabhängig sind, jedoch aufgrund ihres gesteigerten Alkoholkonsums bereits einem gesundheitlichem Risiko ausgesetzt sind. Die Fachleute aus Wissenschaft und Praxis diskutieren darüber, wie Kurzinterventionen vermehrt präventiv eingesetzt werden können und welche Erfahrungen in Modellprojekten bereits gesammelt wurden.
Bisher ist die Kurzintervention im Rahmen der medizinischen Basisversorgung, wie etwa beim Hausarzt oder im Krankenhaus, noch keine Routine. Dies liegt zum einen an dem Zeitmangel der Ärzte, dem Zweifel am Erfolg der Maßnahmen, aber auch an Defiziten bei der Medizinerausbildung. Gesundheitspolitische Rahmenbedingungen, wie etwa eine unzureichende Honorierung ärztlicher Gespräche, erschweren die Etablierung ebenfalls. Nicht zuletzt bleibt der Alkoholismus ein heikles Thema. Nicht nur betroffene Patienten, sondern auch Ärzten fällt es schwer, Vermutungen über möglichen Alkoholmissbrauch deutlich auszusprechen.