Pressemitteilung upm

Behinderte Menschen haben Job oft sicher

Landschaftsverband und Universität veröffentlichen Studie

Münster (upm), 21. September 2005

Trotz allgemeiner Arbeitslosigkeit bleiben zwei Drittel geistig- oder lernbehinderte Menschen längerfristig in ihrem Beruf, wenn sie individuell auf den Arbeitsmarkt vermittelt werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

141 behinderte Menschen hatten die so genannten Integrationsfachdienste Bielefeld, Bochum, Gelsenkirchen, Hagen, Herford, Minden, Steinfurt in den Jahren 1994 bis 1997 auf den allgemeinen Arbeitsmarkt vermittelt. Was ist aus dem "Projekt Integration" und den vermittelten Menschen geworden? Haben sie ihren Arbeitsplatz behalten? Wie sieht die Integration in den Betrieb aus? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die "Verlauf- und Verbleibstudie" von Prof. Dr. Helmut Mair und Prof. Dr. Jürgen Hohmeier vom Institut für Sozialpädagogik, Weiterbildung und empirische Pädagogik der Universität Münster. Sie befragten im Auftrag des LWL 125 vermittelte Frauen und Männer und eine repräsentative Anzahl von Betrieben.

Rund 66 Prozent der Befragten sind noch auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt beschäftigt, davon 41 Prozent im vermittelten Betrieb. 14 Prozent sind in einer Werkstatt für behinderte Menschen beschäftigt, 17 Prozent arbeitslos oder Sozialhilfeempfänger und 3,2 Prozent sind Rentner. Die durchschnittliche Beschäftigungsdauer der Vermittelten betrug 5 Jahre und 8 Monate. Diejenigen, die auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt beschäftigt sind, bekommen durchschnittlich monatlich mehr Geld als Beschäftigte der Werkstätten für behinderte Menschen oder Arbeitslose.

Etwa 30 Prozent der beendeten Arbeitsverhältnisse wurden im ersten Beschäftigungsjahr beendet, circa 25 Prozent im zweiten. "Erfreulich ist, dass zum Ende der Lohnkostenförderung nach drei Jahren die Zahl der Kündigungen nicht angestiegen ist", erklärt LWL-Sozialdezernent Dr. Fritz Baur. Wenn Arbeitnehmer die Vermittelten entließen, lagen andere Gründe vor: mangelnde Arbeitsleistung, nicht ausreichendes Arbeitstempo, Anpassungs- oder Verhaltensprobleme.

Zu längeren oder noch bestehenden Beschäftigungen kam es insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe (Metall-, Holz- und Kunststoffverarbeitung) sowie im Dienstleistungsbereich (Alten- und Pflegeheime/Krankenhäuser) und Handel. Es zeigte sich auch, dass die Vermittlung der behinderten Menschen in größere Betriebe zwar schwieriger, aber dafür stabiler ist als in Kleinbetriebe (unter 15 Mitarbeiter). Die häufigsten länger währenden Tätigkeiten waren Lager- oder Verpackungsarbeiten. Besonders wichtig war den Befragten ihr Verhältnis zu den Kollegen, 90 Prozent beschrieben es als gut oder sehr gut. "Das soziale Umfeld im Betrieb ist wichtig für eine langfristige berufliche Integration", so Dr. Baur. Die geknüpften Kontakte gingen jedoch nicht über den Betrieb hinaus. Insgesamt sind alle Personen, die langfristig beschäftigt waren, zufriedener mit ihrer Gesundheit, ihrer finanziellen Situation und ihren sozialen Kontakten.

Die Analyse nach Geschlechtern ergab, dass Frauen durchschnittlich kürzere Arbeitsverhältnisse hatten, länger in den Werkstätten für behinderte Menschen arbeiteten oder arbeitslos waren. Ihre Arbeitsverhältnisse waren häufiger befristet oder Teilzeitstellen. Vorrangig arbeiteten sie im hauswirtschaftlichen Bereich, im Hotel- und Gaststättengewerbe oder in Alten- und Pflegeheimen. Männer übernehmen oft Verpackungstätigkeiten, Lagerhaltung, Maschinenbedienung, Entsorgungstätigkeiten und Montagearbeiten. Frauen nannten in ihren Fragebögen seltener Probleme hinsichtlich ihres Arbeitsverhältnisses als Männer. Zudem lebten die weiblichen Vermittelten seltener bei den Eltern, wurden aber häufiger professionell betreut.

Landschaftsverband Westfalen-Lippe