Pressemitteilung upm

Entwicklung neuer molekularer Trägersysteme

Rottendorf-Wissenschaftspreise 2005 wurden in Münster verliehen

Münster (upm), 06. Oktober 2005

Für ihre herausragenden Forschungsergebnisse in Pharmazie und Pharmakologie wurden Dr. Rotraut Stephanie Müller vom Institut für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster und Dr. Sophie Durieux-Poissonnier von der Universität Lille in Frankreich am 6. Oktober 2005 in Münster mit den mit je 5.000 Euro dotierten Wissenschaftspreisen der Rottendorf-Stiftung ausgezeichnet. Müller erhielt den Rottendorf-Preis für Pharmakologie bzw. Pharmazie für ihre Forschungsarbeiten zur Wirkweise von Pflanzenextrakten, Durieux-Poissonnier den Europa-Preis der Stiftung für ihre Untersuchungen über Melatonin-Rezeptor Liganden.

Dr. Rotraut Stephanie Müller forscht auf dem Gebiet der komplexen Struktur von Pflanzenauszügen. Pflanzenauszüge sind Vielstoffgemische, in denen sich organische Moleküle zu hochgeordneten Molekülassoziaten zusammenlagern können. Die Bildung der Assoziate erfolgt spontan aufgrund von Wechselwirkungen der Moleküle untereinander. Dabei können komplex aufgebaute vesikelartige Nano- oder Mikropartikel entstehen. Frau Dr. Müller hat in Pflanzenextrakten (z. B. Johanniskraut) die spontane Bildung supramolekularer Strukturen wie Nano- und Mikropartikel nachgewiesen.

Weitere Untersuchungen betrafen die Wechselwirkungen der in Pflanzenextrakten vorkommenden Nano- und Mikropartikel mit anderen gleichzeitig eingenommenen Arzneimitteln. Es wurde festgestellt, dass bei Johanniskrautextrakten die Wechselwirkungen mit Arzneistoffen etwas weniger ausgeprägt sind als z.B. bei Schwarztee-Zubereitungen. Schwerpunkt der Arbeiten ist der Einsatz von Molecular Modeling-Techniken zur Berechnung geeigneter hydrophiler TrÃÏgermoleküle mit Substituenten, die in der Lage sind Arzneistoffe temporär zu binden und am Wirkort wieder freizusetzen.

Dr. Sophie Durieux-Poissonnier aus Lille beschäftigt sich mit chemischen Therapeutika auf dem Gebiet des Melatonins. Ergebnisse aus Studien des US-amerikanischen Dermatologen Aaron Lerner über den Zusammenhang von Vitiligo (Depigmentierung) und dem Neuro-Hormon Melatonin um 1959 führte die Arbeitsgruppe von Durieux zur Synthese neuer Wirkstoffe mit MT2-Selektivität. Ergebnis der Forschungsarbeiten ist die Entdeckung von Struktur-Selektivitäts-Beziehungen, die wiederum zur Entdeckung einer neuartigen Serie von wirkungsvollen selektiven MT2-Antagonisten führte und in bisher zwei Patentschriften niedergelegt wurde.

"Die Preisträgerinnen haben überzeugende Beispiele für Forschung mit praktischer Zielsetzung gegeben", betonte Dr. Bernward Garthoff , Mitglied des Kuratoriums der Rottendorf-Stiftung. Die Stiftung verleiht ihre Wissenschaftspreise alle zwei Jahre im Wechsel für pharmakologische oder pharmazeutische Arbeiten jüngerer Forscher. Sie wurde 1974 mit dem Vermögen von Andreas und Rose Rottendorf gegründet. Die Rottendorf Pharma GmbH ist eine bekannte Zulieferfirma der pharmazeutischen Industrie mit Sitz in Ennigerloh.

Rottendorf-Stiftung